Ohrenhaltung beeinflusst Futterwahl von Pferden
Brighton (dpa) - Die Kopfhaltung eines Pferdes allein reicht Artgenossen nicht als Richtungsweiser. Unerlässliche Tippgeber seien die Augen und Ohren, berichten britische Verhaltensforscherinnen in der Zeitschrift „Current Biology“.
Bei den Versuchen bekamen Pferde lebensgroße Porträts von Artgenossen vor die Nase gestellt. Jennifer Wathan und Karen McComb von der University of Sussex in Brighton hatten 72 Pferde zwischen zwei Futtereimern wählen lassen. Mittig dahinter wurde jeweils ein Foto eines von der Seite aufgenommenen Pferdekopfes angebracht. Die Eimer standen drei Meter voneinander entfernt, beide enthielten die gleiche Menge Futter. Das jeweilige Testpferd wurde - auf das Foto zu - herangeführt und durfte dann zwischen den Eimern wählen.
Die Fotos waren von Pferden gemacht worden, die in gleicher Entfernung wie beim Bild vor einem gefüllten Futtereimer gestanden hatten. Die Tests zeigten, dass die Pferde ihre fotografierten Artgenossen offenbar als Tippgeber verstanden: Bei etwa drei Viertel der Versuche wählten sie den Eimer, zu dem das Pferd auf dem Foto blickte.
Dies änderte sich allerdings, wenn die Forscherinnen manipulierte Bilder einsetzten, auf denen die Augen, Ohren oder beide von einer Maske überdeckt wurden. Die Ausrichtung des Kopfes allein sagte den Pferden offenbar nicht mehr viel: Die Tiere blickten im Schnitt nur noch halb so lange auf das jeweilige Foto und die Wahl zwischen den Futtereimern entsprach nur noch dem zufällig zu erwartenden Ergebnis.
Mit den Ohren achteten Pferde auf ein für Menschen unwichtiges Merkmal, schreiben die Forscherinnen. Verhaltensanalysen bei Tieren seien oft auf für Menschen relevante Merkmale fokussiert: die Ausrichtung des Körpers und des Kopfes sowie die Blickrichtung. Zudem stelle die Studie die Annahme infrage, dass Tiere, deren Augen seitlich am Kopf liegen, aus der Blickrichtung von Artgenossen gar keine Schlüsse ziehen können.