Pilzerkrankung aus Asien bedroht europäische Salamander
Merelbeke (dpa) - Ein Pilz rafft Salamander und Molche in Europa dahin. Er wurde wahrscheinlich durch den Tierhandel aus Asien eingeschleppt. Dort kommen viele Amphibien gut mit dem Erreger klar.
Eine Pilzerkrankung bedroht die Bestände europäischer Salamander und Molche. Der Hautpilz wurde vermutlich mit dem Tierhandel aus Asien eingeschleppt, wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Science“ berichtet. In den Niederlanden und in Belgien kam es mehrfach zu Ausbrüchen der Pilzerkrankungen. Vor allem die niederländischen Feuersalamander wurden dahingerafft.
Wissenschaftler aus Belgien hatten bereits vergangenes Jahr den Pilz Batrachochytrium salamandrivorans, den „Salamanderfresser“, als Ursache des mysteriösen Sterbens ausgemacht. In der nun vorgestellten Studie haben sie die Gefährlichkeit und Verbreitung des Erregers genau untersucht.
Sie infizierten zunächst 35 Arten von Froschlurchen, Schwanzlurchen und Schleichenlurchen absichtlich mit Pilzsporen. Zu den Froschlurchen zählen die Frösche und Kröten. Nur die Schwanzlurche, zu denen Salamander und Molche gehören, erkrankten. Viele von ihnen starben. Als nächsten testeten sie, wie verbreitet der Pilz im Freiland ist. Sie suchten auf der Haut von mehr als 5000 Amphibien von vier Kontinenten nach genetischen Spuren des Pilzes. Wiederum wurden sie nur bei den Schwanzlurchen fündig. Und zwar nur bei Schwanzlurchen aus Ostasien, wo der Pilz den Tieren keine Probleme bereitet, und bei Schwanzlurchen aus den Niederlanden und Belgien, wo Krankheitsausbrüche festgestellt worden waren.
Weitere Experimente belegten, dass einige asiatische Salamander eine Infektion überstehen und erfolgreich bekämpfen können. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass der Pilz ursprünglich aus Asien stammt und sich die dortigen Schwanzlurche an ihn angepasst haben, schreiben die Wissenschaftler. Dort wurde der Pilz auch bei hundertjährigen Museumsexemplaren gefunden. Die Forscher vermuten, dass der Pilz über den Tierhandel nach Europa kam. In drei Exemplaren eines vietnamesischen Krokodilmolchs, von denen zwei 2010 nach Europa importiert worden waren, konnten sie den Pilz auch nachweisen.
„Diese Studie zeigt, welche Gefahr besteht, wenn exotische Spezies ohne ein angemessenes Screening auf Infektionskrankheiten importiert werden“, sagte der beteiligte Wissenschaftler Matthew Fisher vom Imperial College London (Großbritannien). „B. salamandrivorans bedroht die Vielfalt unter den europäischen Amphibien, und die betroffenen Länder müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um die weitere Ausbreitung dieses und anderer Krankheitserreger zu verhindern.“
Asiatische Salamander und Molche werden weltweit für die private Tierhaltung verschickt und verschifft. Nach Angaben der an der Studie beteiligten Universität Zürich wurden allein in die USA zwischen 2001 und 2009 über 2,3 Millionen Feuerbauchmolche transportiert.
B. salamandrivorans ist bereits der zweite Pilz, der den Amphibien zu schaffen macht. Seit einigen Jahrzehnten breitet sich weltweit der sogenannte Chytridpilz Batrachochytrium dendrobatidis aus, der Frösche, Kröten, Molche und andere Amphibien befällt. Um die Tiere zu schützen, sei eine Reglementierung des Wildtierhandels nötig, sagt auch Tom Kirschey vom Naturschutzbund Deutschland. „Wenn wir den Handel mit Wildtieren zu kommerziellen Zwecken nicht stoppen, können wir auch die Ausbreitung solcher Erkrankungen nicht stoppen.“
In Deutschland steht nach Angaben des Umweltbundesamts mehr als die Hälfte der Frösche, Kröten und Molche auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Weltweit sind es nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN ein Drittel aller Arten. Amphibien seien damit die weltweit am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Neben den Pilzerkrankungen gelten als weitere Ursachen für das Amphibiensterben der Klimawandel und die Zerstörung ihrer Lebensräume.