Schlaganfall: Mit Kernspin Zeitpunkt ermitteln
Hamburg (dpa) - Durch den Abgleich von verschiedenen Kernspinaufnahmen eines Patienten können Neurologen den Zeitpunkt eines Schlaganfalls besser bestimmen, wenn dieser nicht genau bekannt ist.
Die Studie eines Teams vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu dieser Methode wird im Fachjournal „The Lancet Neurology“ veröffentlicht. Bei bis zu einem Viertel der Patienten kommt demnach ein Schlaganfall im Schlaf, so dass der Zeitpunkt nur ungenau festgelegt werden kann. Eine Thrombolyse - die Auflösung eines Blutgerinnsels - sollte jedoch innerhalb von 4,5 Stunden beginnen, um Aussicht auf Erfolg zu haben - die Kenntnis des Zeitpunkts ist also entscheidend. Die Autoren um Götz Thomalla und Prof. Christian Gerloff von der Klinik und Poliklinik für Neurologie am UKE wollen erreichen, dass eine Thrombolyse nun mehr Patienten zugutekommen kann.
Für die Studie werteten die Forscher Kernspinaufnahmen von 543 Patienten aus zehn Zentren aus. Bei diesen Patienten war der Zeitpunkt des Schlaganfalls bekannt und lag nicht länger als zwölf Stunden zurück. Die Patienten hatten einen sogenannten ischämischen Schlaganfall erlitten, bei dem Teile des Gehirns schlecht durchblutet sind aufgrund eines Blutgerinnsels.
Bei den Patienten waren Bilder mit zwei verschiedenen Kernspinverfahren gemacht worden, die Schädigungen des Gehirns zu unterschiedlichen Zeitpunkten sichtbar machen. „Mit der einen Methode sieht man Anzeichen eines Schlaganfalls bereits nach einigen Minuten, mit der zweiten Methode erst nach einigen Stunden“, sagte Gerloff. Wenn also auf den Bildern mit der zweiten Methode noch keine Schäden sichtbar seien, so können die Ärzte laut Gerloff mit hoher Sicherheit von einem frischen Schlaganfall ausgehen, der innerhalb des Zeitfensters von 4,5 Stunden liege.
Laut der Studie wurden bei 95 Prozent der Patienten mit der „schnelleren“ Methode Veränderungen entdeckt (DWI), bei der zweiten Methode (FLAIR) hingegen nur bei 50 Prozent. Die Forscher sagten durch diesen Unterschied mit einer Treffsicherheit von mehr als 80 Prozent voraus, welche Patienten noch für eine Thrombolyse infrage kommen würden. Die Vorhersage wurde mit den tatsächlichen Daten der Patienten abgeglichen. Nun werden die Wissenschaftler diese Methode laut Gerloff in einer internationalen Studie an 800 Patienten anwenden, um die konkreten Therapieerfolge genau zu testen.