Sorge um Wachstum und Versorgung der Weltbevölkerung
Wie viele Menschen werden in knapp 40 Jahren auf der Erde leben: acht Milliarden oder gar über zehn Milliarden? Wenn der Raubbau an der Erde so weitergehe, werden wir unseren Planeten 2050 nicht wiedererkennen, warnten Experten auf einem Kongress in den USA.
Washington (dpa) - Die Weltbevölkerung könnte nach Einschätzung von Experten bis 2050 auf zehn Milliarden Menschen anwachsen und die Erde damit an den Rand ihrer Kapazität bringen. „Wir können schon sieben Milliarden nicht ernähren“, warnte Joel E. Cohen von der Rockefeller Universität am Sonntagabend auf dem Kongress des Amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS in Washington.
Nach Hochrechnung der Vereinten Nationen wird die Menschheit in diesem Jahr die Sieben-Milliarden-Grenze überschreiten und im Jahr 2050 die Neun-Milliarden-Hürde nehmen. Diese Kalkulation zogen die Bevölkerungsexperten, Epidemiologen und Agrarwissenschaftler in Washington infrage. Abhängig von der Ernährungslage und dem Erfolg der Geburtenkontrolle in Afrika und Südasien könne die Zahl zwischen acht und mehr als zehn Milliarden schwanken.
Sollte es nicht bald gelingen, die landwirtschaftliche Produktion drastisch zu verbessern, müssten alle den Gürtel enger schnallen. „Wir müssen in den kommenden 40 Jahren die gleiche Menge von Lebensmitteln herstellen wie in den letzten 8000 Jahren“, sagte Jason Clay von der Umweltorganisation World Wildlife Fund.
Der Raubbau der Landwirtschaft an den natürlichen Ressourcen der Erde könne so nicht weitergehen: „Derzeit vergeuden wir einen Liter Wasser, um eine Kalorie an Nahrung zu gewinnen.“ Wenn sich der Trend fortsetze, „werden wir unseren Planeten bis 2050 nicht mehr wiedererkennen“, sagte Clay. Laut Cohen wird derzeit nur die Hälfte der globalen Getreideernte zur Ernährung der Menschheit genutzt, die andere werde an Tiere verfüttert und als Treibstoff eingesetzt.
Sorge bereitet den Experten die nachlassende Geburtenkontrolle in den Entwicklungsländern. „Das Wachstum der Weltbevölkerung wird sich fast ausschließlich in den armen Nationen, vor allem in Afrika südlich der Sahara und Südasien abspielen“, sagte der Vizepräsident der unabhängigen Organisation Population Council, John Bongaarts.