Forscher: Meere sind zu Fischfarmen abgewirtschaftet
Washington (dpa) - Die Weltmeere haben im letzten Jahrhundert zwei Drittel ihrer Raubfische verloren. Geblieben sei der Fang, der in Fischfarmen verfüttert wird, Sardinen, Sardellen und Kapelan, warnte Villy Christensen vom Fischereizentrum der Universität British Columbia am Freitag in Washington.
Christensen sprach bei der Jahrestagung des amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS in Washington. Ohne „die Könige der Meere“ - Thunfisch, Kabeljau und Barsch - gebe es keine Balance mehr, seien die Ozeane „zu Fischfarmen abgewirtschaftet“.
Die Nachfrage nach hochwertigem Essfisch stieg nach Angaben des Experten Siwa Msangi vom Internationalen Forschungsinstitut für Nahrungsmittelpolitik in Washington seit Ende der 60er Jahre global. Allein China habe seinen Fischkonsum um 42 Prozent erhöht, trage allerdings auch zunehmend zum Ertrag bei, sagte Msangi.
Sorge bereitet den Experten, dass bei der Suche nach den rar gewordenen Raubfischen bis zu 80 Prozent des eingeholten Fangs als Abfall beseitigt oder Farmfischen serviert wird. „Wir müssen lernen, all unseren Fisch selbst zu essen“, forderte Christensen.
Jacqueline Alder vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi (Kenia) riet dazu, die globalen Fangquoten „umgehend“ zu drosseln, um den überfischten Arten eine Chance zu geben, sich zu regenerieren. „Die Ökosysteme im Meer müssen sich erholen. Sonst haben wir bald gar keinen Fisch mehr“, sagte sie.
Sollten sich die Ozeane durch den Klimawandel weiter erwärmen, seien noch weit drastischere Maßnahmen angesagt. „Dann reicht der Fangstopp allein nicht mehr.“