Studie: Mers wurde offenbar mehrfach auf den Menschen übertragen

London (dpa) - Die Lungenkrankheit Mers ist offenbar mehrfach von Tieren auf den Menschen übergesprungen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler nach der Analyse des Viren-Erbguts aus 21 Patientenproben.

Es gebe möglicherweise bislang unbekannte Fälle infizierter - und vielleicht symptomfreier - Menschen, die den Erreger übertragen hätten, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie britischer und saudi-arabischer Wissenschaftler aus dem britischen Fachmagazin „Lancet“.

Die Forscher hatten Proben aus den Atemwegen von Patienten aus Saudi-Arabien entnommen und das Erbgut der Mers-Viren detailliert untersucht. Demnach wurden in Riad drei unterschiedliche Typen der Mers-Viren identifiziert. Auch bei einem Ausbruch in einem Krankenhaus unterschieden sich die Viren.

Die Autoren folgern, dass die Patienten sich auf verschiedenen Wegen angesteckt haben müssen. Die Ergebnisse legten nahe, dass verschiedene Linien der Viren entstanden, weil diese mehrfach von Tieren auf Menschen übersprangen, erklärt Studienautor Paul Kellam vom Wellcome Trust Sanger Institute. Die Daten wiesen zudem darauf hin, dass es eine gewisse Zeit her ist, dass die Viren einen gemeinsamen „Vorfahren“ hatten. An der Studie waren auch das University College London und verschiedene Institute in Saudi-Arabien beteiligt.

Das Mers-Virus gehört zur Gruppe der Coronaviren, die Vögel und Säugetiere infizieren. Einer Untersuchung zufolge könnte es von Fledermäusen stammen, Anzeichen einer Infektion wurden aber auch in Dromedaren gefunden - ein eindeutiger Nachweis des Ursprungs steht noch aus. Derzeit laufen unter anderem Studien bei Kamelen, Fledermäusen, Ziegen, Schafen, Hunden, Katzen und Nagetieren.

Seit September 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt 114 bestätigte Laborfälle mit der Sars-ähnlichen Infektion gezählt. Bislang starben demnach 54 Menschen am Mers CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus). Patienten erkranken an grippeähnlichen Symptomen, es kann zu Nierenversagen und schweren Lungenentzündungen kommen.

Laut Studie hatten alle Erkrankten einen direkten oder indirekten Bezug zu vier Ländern im Mittleren Osten: Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate. Die Infektionen traten vereinzelt, in Familien oder gesammelt in Kliniken auf.

Über Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurde bisher aus England, Frankreich, Tunesien, Italien und Saudi-Arabien berichtet. Experten hatten befürchtet, dass sich zahlreiche Menschen bei der Pilgerfahrt nach Mekka im Oktober 2012 und während des Ramadans im Juli 2013 anstecken würden. Bislang seien aber keine Fälle gemeldet worden, hieß es nun.