Studie: Mondfahrer sterben eher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Tallahassee (dpa) - Ein Flug zum Mond erhöht nach Forscherangaben das Risiko, an Herz-Kreislauf-Versagen zu sterben. Das Team um Michael Delp von der Florida State University in Tallahassee (USA) führt das Phänomen auf den Aufenthalt außerhalb des Erdmagnetfeldes zurück, das einen erheblichen Teil der kosmischen Strahlung von der Erdoberfläche fernhält.

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Die Zahl der gestorbenen Astronauten, die mit der Apollo-Mission zum Mond reisten, ist zwar relativ klein. Die Forscher untermauerten ihre Ergebnisse jedoch mit Mäuseversuchen und präsentieren ihre Studie im Fachjournal „Scientific Reports“.

„Wir wissen sehr wenig über die Effekte der kosmischen Strahlung auf die menschliche Gesundheit, vor allem auf das Herz-Kreislauf-System“, sagte Delp. Dabei seien mehr Erkenntnisse sehr wichtig angesichts der geplanten Weltraumflüge, heißt es dort weiter: Die US-Weltraumbehörde Nasa plane Missionen für die Mondumlaufbahn, Russland, China und die Europäische Weltraumagentur ESA bereiteten Flüge zum Mond vor. Zudem wolle das private Weltraumflug-Unternehmen SpaceX bis 2026 Menschen auf den Mars bringen.

Zwar hat es bereits Untersuchungen gegeben, bei denen Daten zur Gesundheit von Astronauten mit denen des Bevölkerungsdurchschnitts verglichen wurden. Eine solche Bewertung habe jedoch Haken, denn Astronauten hätten eine bessere körperliche Fitness und einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung, schreiben die Forscher. Deshalb verglichen sie die Todesursachen der Apollo-Astronauten mit denen anderen Astronauten, die entweder nur im erdnahen Orbit gewesen waren oder gar nicht in den Weltraum geflogen sind.

Während nur etwa 10 Prozent der übrigen Astronauten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben, waren es bei den Apollo-Astronauten 43 Prozent - drei der sieben, die bis zur Auswertung der Studie gestorben waren.

Aufgrund der geringen Fallzahl könnten dennoch Zufälle und Ausreißer das statistische Ergebnis beeinflusst haben. Deshalb starteten Delp und Kollegen Versuche mit 44 Mäusen: Bei einem Viertel simulierten sie eine Schwerelosigkeit, ein weiteres Viertel erhielt eine Bestrahlung mit Eisen-Ionen, die harte kosmische Strahlung repräsentierten. Die dritte Gruppe war Schwerelosigkeit und kosmischer Strahlung ausgesetzt, weitere elf Mäuse bildeten die Kontrollgruppe.

Sechs bis sieben Monate nach der Behandlung, was nach Aussagen der Forscher 18 bis 20 Jahren beim Menschen entspricht, wurden die Ergebnisse ausgewertet. Die Schwerelosigkeit hatte in diesem Versuch keine Auswirkungen auf den Zustand des Herz-Kreislauf-Systems. Bei Mäusen, die bestrahlt worden waren, zeigten sich jedoch Veränderungen in den inneren Blutgefäßwänden (Epithel). „Solche negativen arteriellen Effekte können zur Entwicklung arterieller Verschlusskrankheiten führen, einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall“, schreiben die Wissenschaftler.

Hanns-Christian Gunga, Leiter des Zentrums für Weltraummedizin am Berliner Uniklinikum Charité, hält eine permanente Entzündung von Blutgefäßen in der Folge von Raumflügen für wahrscheinlich. Die Studie sei solide gemacht, allerdings sei die Datenlage trotz der Tierversuche „sehr dünn“. Ob die kosmische Strahlung die Ursache für die Veränderungen in den Adern ist, könne aus den Ergebnissen nicht mit Sicherheit gefolgert werden. „Uns fehlen maßgebliche Daten, die über den erdnahen Orbit hinausgehen“, betont Gunga auch im Hinblick auf weitere Weltraummissionen.

Der Apollo-Astronaut Ronald Evans starb 1990 bereits mit 56 Jahren an einem Herzinfarkt. Der Astronaut James Irwin war 61 Jahre, als sein Herz 1991 bei einem Radausflug versagte. Zuvor hatte er schon mehrere Herzattacken erlitten. Der erste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, starb 2012 an den Folgen einer Bypass-Operation, er wurde 82 Jahre alt.