Todesursachen: Herz-Kreislauf seltener, Krebs häufiger
Wiesbaden (dpa) - Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben die Todesursache Nummer eins in Deutschland - immer häufiger ist es aber Krebs. 852 328 Menschen sind 2011 in der Bundesrepublik gestorben, 40,2 Prozent davon an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Das war der niedrigste Anteil seit Beginn der elektronischen Statistik 1980. Mehr als jeder Vierte (26,0 Prozent) erlag einem Krebsleiden, das war der höchste Anteil, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Insgesamt starben 6440 Menschen weniger als im Vorjahr.
Der Anteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen an den Todesfällen ging im Jahresvergleich um 0,9 Prozentpunkte zurück. 92 Prozent der Menschen, die 2011 an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder einer ähnlichen Ursache starben, waren mindestens 65 Jahre alt. Herzinfarkt stand auf 55 286 Totenscheinen - darunter waren mehr als die Hälfte (55,6 Prozent) Männer.
Vor allem Therapien gegen hohes Cholesterin und Rückgänge beim Rauchen hätten die Zahl der Herzinfarkte in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesenkt, sagte Kardiologe Prof. Christian Hamm aus dem hessischen Bad Nauheim. Die Infarkt-Sterblichkeit habe in diesem Zeitraum sogar halbiert werden können.
Der Anteil von Krebs an den Todesursachen stieg binnen Jahresfrist um 0,5 Prozentpunkte. Häufigste Krebsarten waren bei beiden Geschlechtern Erkrankungen der Verdauungsorgane, bei Männern gefolgt von Tumoren der Atmungsorgane. Häufigste Einzeldiagnose bei den Krebserkrankungen der Frauen war Brustkrebs.
Hauptursache für die leichte Zunahme ist nach Ansicht von Fachleuten die alternde Gesellschaft. „Es erkranken mehr Menschen an Krebs, weil die Bevölkerung altert“, erklärte Lina Jansen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Hätten wir eine Bevölkerung, die genauso alt ist wie vor zehn Jahren, dann sähe man, dass die Sterbefälle zurückgehen würden, weil die Therapie besser ist - und auch wegen der Vorsorge.“
Knapp vier Prozent aller Todesfälle waren 2011 auf eine nicht natürliche Ursache zurückzuführen, 31 Prozent davon gingen auf einen Freitod zurück. 10 144 Menschen nahmen sich das Leben, 123 mehr als im Vorjahr. Drei Viertel von ihnen waren Männer. Zum Vergleich: Im Straßenverkehr kamen 4009 Menschen um.
Zugleich sind mehr Menschen (plus 243) an den Folgen eines Sturzes gestorben. Bei 9722 Menschen war dies die Ursache ihres Todes. Diese Zahl hat in den vergangenen zehn Jahren laut Statistik um 35,8 Prozent zugenommen. Besonders betroffen waren ältere Frauen.
Senioren über 65 stürzen einer kanadischen Studie zufolge besonders oft, wenn sie ihr eigenes Gewicht falsch verlagern. Dafür wurden 227 Videofilme aus zwei kanadischen Altenheimen ausgewertet, wie die Fachzeitschrift „The Lancet“ berichtete. In einem Begleittext schrieb Clemens Becker vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, dass es zu wenig Informationen über die Sturzursachen gibt.