„Wutbürger„ ist Wort des Jahres 2010
Wiesbaden (dpa) - Das Wort des Jahres 2010 ist „Wutbürger“. Das wichtigste Beispiel dafür - „Stuttgart 21“ - setzte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) auf Platz zwei ihrer jährlichen Liste.
Mit „schottern“, dem Unbrauchbarmachen von Bahnstecken für Castortransporte, kam noch ein drittes Wort aus dem Protestbereich unter die zehn Wörter des Jahres, die die Gesellschaft am Freitag in Wiesbaden vorstellte.
Die Wortschöpfung „Wutbürger“ stehe für die Empörung in der Bevölkerung, „dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden“. Die Bürger verlangten über ihr Wahlrecht hinaus ein Mitspracherecht bei gesellschaftlich und politisch relevanten Projekten, begründete die Jury ihre Wahl.
Das Wort des Jahres 2009 war „Abwrackprämie“. Auf die Liste 2010 schaffte es nun auch der aktuelle Streit um Internetveröffentlichungen: „Cyberkrieg“ kam auf Platz vier, die Internetplattform „Wikileaks“ auf Platz fünf.
Mit „Sarrazin-Gen“ (Platz drei) wählten die Sprachwissenschaftler einen ironischen Verweis auf die umstrittenen Thesen zu Zuwanderung und Genetik von Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin. Die „Aschewolke“ aus Island, die im Frühjahr über Tage den Flugverkehr in Europa lahmlegte, kam auf Platz sieben. Die nervige Fußballtröte „Vuvuzela“ bei der WM in Südafrika schaffte es auf Platz acht.
Die Wortschöpfung „Femitainment“ setzte die Jury auf Platz neun. Sie steht für den Streit zwischen Altfeministin Alice Schwarzer und Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) über die Rolle der Frauenbewegung. Die Finanzkrise, die schon in den vergangen Jahren prominent auf der Liste vertreten war, kam auf Platz zehn mit der Formulierung „unter den Eurorettungsschirm schlüpfen“.
Die Worte des Jahres wurden zum 35. Mal bestimmt. Nach Angaben von GfdS-Präsident Prof. Rudolf Hoberg wurden zunächst 1000 Begriffe aus den Medien gesammelt, aus denen dann 100, später noch 10 ausgewählt wurden. Es gehe nicht darum, wie häufig die Begriffe auftauchten, sondern um ihre Prägnanz, sagte Hoberg. Mit Wissenschaft habe das nichts zu tun. „Das ist ein Spiel.“ Trotzdem hätten die Wörter des Jahres über die Jahrzehnte eine „kleine Kulturgeschichte der Bundesrepublik“ geschrieben.