WWF: Klimawandel kommt schneller als erwartet
Nach einer Studie der Umweltstiftung WWf wird der Klimawandel dramatischere Folgen haben als bisher angenommen.
Berlin. Der Klimawandel kommt laut einem Report der Umweltstiftung WWF schneller und mit dramatischeren Folgen als bisher angenommen. Demnach halten es Wissenschaftler für möglich, dass das sommerliche Packeis der Arktis bis 2040 völlig abschmilzt. Der Meeresspiegel könne statt der bisher geschätzten maximal 60 Zentimeter sogar um mehr als 120 Zentimeter steigen. Die Folgen für Europas Küstenregionen wären katastrophal.
Der WWF hat in dem Report neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengefasst und ihn anlässlich der EU-Umweltministertagung veröffentlicht, die am Montag in Luxemburg begann. Für Deutschland wird demnach eine Zunahme der sturmbedingten Schäden um bis zu 37 Prozent erwartet.
Der WWF appellierte an die EU-Politiker, ein Klimaschutzpaket vorzulegen, das diesen Namen auch verdiene. Nur so könne die EU ihr Ziel erreichen, den Anstieg der Temperaturen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die Zwei-Grad-Grenze gilt als Schwelle, um die katastrophalen Folgen des Klimawandels halbwegs beherrschen zu können.
"Der Klimawandel ist schneller als die Politik. Es ist höchste Zeit, das Tempo beim Klimaschutz zu erhöhen", sagte der Klimareferent beim WWF Deutschland, Brick Medak. "Die weltweiten Kohlendioxidemissionen aus menschlicher Aktivität haben sich von einem Anstieg um 1,1 Prozent jährlich zwischen 1990 und 1999 auf über 3 Prozent jährlich zwischen 2000 und 2004 erhöht", heißt es in dem Report.
Gleichzeitig sinke die Aufnahmekapazität der Ozeane und der Natur: Während der vergangenen 15 Jahre haben demnach Landflächen und Meere etwa die Hälfte der CO2-Emissionen aus menschlicher Aktivität aufgenommen. Die Kapazität dieser natürlichen Senken nehme jedoch rascher ab, als dies noch in früheren Studien vorhergesagt worden sei. In der Folge werde mehr CO2 in der Atmosphäre verbleiben und zur globalen Erwärmung beitragen.
Erforderlich sei eine Senkung des CO2-Ausstoßes in der gesamten EU bis 2020 um mindestens 30 Prozent unter die Werte von 1990, schreibt der WWF. Bis 2050 solle die EU ihren CO2-Ausstoß auf Null fahren, forderte der WWF. Zudem solle die EU zusätzliche Investitionen für klimaschützende Maßnahmen in den Entwicklungsländern bereitstellen.
Die Umweltminister der Europäischen Union beraten derzeit das EU- Klimaschutzpaket. Die 27 EU-Staaten wollen den Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um ein Fünftel senken. Streitpunkt ist aber noch die Lastenverteilung auf die einzelnen Staaten. Die EU hat sich vorgenommen, das Paket im Dezember unter Dach und Fach zu bringen, da dann im polnischen Posen die nächste UN-Klimakonferenz beginnt.
Der UN-Weltklimarat (IPCC) hatte im vergangenen Jahr einen Aufsehen erregenden Bericht vorgelegt, der allerdings nur den Stand des Wissens von 2006 wiedergab. Die Zusammenstellung der Naturschutzorganisation berücksichtigt nun die seitdem veröffentlichen Forschungsergebnisse.