Zahlendreher: Rhein kürzer als gedacht

Köln (dpa). Der Rhein ist nach Feststellung eines KölnerWissenschaftlers kürzer als gedacht. Der große Strom von den Alpenbis zur Nordsee sei rund 90 Kilometer kürzer als in den vergangenenJahrzehnten angenommen, sagte der Biologe Bruno Kremer am Samstag ineinem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Er sei beiRecherchen über den Rhein eher durch Zufall auf den Fehler gestoßen.In Schriften aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei die Längedes Flusses noch mit 1230 Kilometern angegeben worden. In modernenLexika aber sei nun von 1320 Kilometern die Rede. „Es muss sich umeinem banalen Zahlendreher handeln“, sagte Kremer (Universität Köln)in einem Gespräch mit der Zeitung.

„Die Zahlenangabe der modernen Nachschlagewerke ist schlichtfalsch“, betonte der Biologe. „Irgendwann um 1960 wurde wohl aus 1230eine 1320.“ Der Fehler habe sich immer weiter verbreitet, weiloffenbar einer vom anderen abgeschrieben habe. „Ich will nichtausschließen, dass ich mich um ein bis zwei Kilometer vertan habe“,sagte Kremer. „Je nachdem, welchen Punkt man als Rheinquelledefiniert, können Messungen um rund fünf Kilometer schwanken. Docheine Rheinlänge von 1320 Kilometern macht einfach keinen Sinn.“

Behörden und Verlage seien nun aufgeschreckt und wollten diekorrekte Länge von 1230 Kilometern offiziell verbreiten. „Nicht allereagierten erfreut“, berichtete Kremer. „Mittlerweile bestätigenjedoch die Bundesanstalt für Gewässerkunde und das Rheinmuseum inKoblenz meine Erkenntnisse.“ Auch der Brockhaus-Verlag wolle denentsprechenden Eintrag im Lexikon revidieren.