Eurovision Song Contest: Verstecken geht nicht mehr

Lena Meyer-Landrut soll eigentlich für ihr Abitur lernen. Doch sie ist ständig unterwegs: Samstag etwa bei „Wetten, dass?“

Köln. Ein perfekter Tag sieht für Lena Meyer-Landrut so aus: "Schlafen bis mittags, dann joggen, essen und wieder schlafen." Zumindest heute dürfte die Siegerin von "Unser Star für Oslo" mit dieser Planung Probleme bekommen. Denn in wenigen Stunden wird die Abiturientin aus Hannover bei "Wetten, dass?" ihren Titel "Satellite" singen.

Es ist erst ihr zweiter großer Liveauftritt seit ihrem Sieg in der Casting-Sendung. Um sie in ihrer unbekümmerten Art zu schützen, wird sie von ihrem Mentor Stefan Raab vor den Medien abgeschirmt. Zudem soll sie jetzt zuerst für ihr Abitur lernen - Mitte April sind die Klausuren. Fernsehauftritte genehmigt ihr Raab daher nur wohl dosiert.

Doch die Abschottung gelingt kaum. Denn schon für die Studiobesuche bei den ARD-Radiosendern, die den deutschen Vorentscheid mitgetragen haben, muss die 18-Jährige kreuz und quer durch die Republik reisen. Am 23. April wird sie zudem Gast in der "NDR-Talkshow" sein. Da fällt die Konzentration auf das Abitur nicht leicht. Vielleicht sang sie auch deshalb bei Raabs Wok-WM Playback. Das brachte ihr böse Kommentare in Fan-Foren ein. Seit ihrem Sieg muss Lena Meyer-Landrut lernen, dass sie nun ist, was sie nie sein wollte: ein öffentlicher Mensch.

Wie öffentlich sie inzwischen ist, zeigt ein Blick ins Internet. Dort ist die küchenpsychologische Entschlüsselung der "LML", wie sie im Netz heißt, in vollem Gange: Einzelkind! Großvater aus Tallinn und dazu deutscher Ex-Botschafter in Moskau! Die buhlt doch um Aufmerksamkeit. Das hält nicht lange. Diese Leichtigkeit, die Schnodderigkeit, dieser Björk-Gesang, das Arm-Wackeln wie Joe Cocker - kann das noch echt sein? "Doch, ist es", sagt sie und legt den Kopf leicht schief. "Ich überlege mir vorher nicht, wann ich den Arm hebe."

"Von null auf hundert berühmt zu werden, ist die krasseste Bewusstseinsexplosion, die man sich vorstellen kann", hat Robbie Williams gesagt. "Sie ist stabil und selbstbewusst", reagiert Raab auf das Zitat. Aber er sagt auch: "Das hier hat immer Einfluss auf deine Persönlichkeit. Vor allem, wenn man noch so jung ist."

Sieben Wochen ist es her, dass die Karriere der 18-Jährigen mit einem schlichten Satz begann ("Hallo, ich bin Lena, ich bin 18und komme aus Hannover"). Zwischen diesem 2. Februar, an dem sie bei "Unser Star für Oslo" den spaßig-wundersamen Titel "My Same" sang, und ihrem Rekord mit drei Liedern in den Top-Vier der Single-Charts, liegt ein rasanter Ritt. In dessen Verlauf verknallte sich Deutschland in die zierliche junge Frau, die die bürgerliche Mitte der Deutschen kurzzeitig ausgesöhnt hat mit den oft niveauarmen Casting-Shows.

Nachdem die 18-Jährige schon Deutschland begeistert hat, muss ihr das in Oslo auch bei den übrigen Europäern gelingen. Während Meyer-Landrut dort mit "Satellite", ihrem Pop-Lied mit dem ironisch-erzählerischen Sprechgesang antritt, versucht es die Niederländerin Sieneke mit der Karnevals-Nummer "Ik Ben Verliefd (Sha-la-lie)" aus der Feder von Schlumpf-Vater Abraham. Mit einer wilden Mischung aus "Musikantenstadl" (inklusive Dirndl) und 80er-Jahre-Lederjackenrock treten die Slowenen an und Peter Nalitch vergießt bei seinem Lied viel Herzblut für Mütterchen Russland.