Zerstörungen behindern Opfersuche nach Explosion in Texas

Waco/New York (dpa) - Für die Bewohner der texanischen Kleinstadt West geht das Hoffen und Bangen weiter: Wegen der enormen Zerstörungen war auch zwei Tage nach der Explosion in einer Fabrik für Düngemittel die Zahl der Opfer noch unklar.

Am Freitagmorgen durchsuchten Helfer das Gelände und angrenzende Wohngebiete weiter nach Toten und möglicherweise Überlebenden.

Die Lokalzeitung „Waco Tribune“ berichtete von zwölf Leichen, die seit Donnerstagabend von dem Fabrikgelände geborgen würden. Dabei handele es sich vermutlich um Feuerwehrleute. Zudem seien zwei Tote in einem nahen Apartment-Komplex gefunden worden.

Unterschiedliche Opferzahlen hatten für Verwirrung gesorgt. Bürgermeister Tommy Muska hatte zwischenzeitlich von 35 bis 40 möglichen Toten gesprochen. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte er den „Dallas Morning News“, als sich diese Befürchtung zunächst nicht bestätigte. Mitarbeiter des Rettungsdienstes hatten sogar bis zu 70 Tote für möglich gehalten. Etwa 180 Menschen wurden verletzt.

Die Polizei geht derzeit von einem Unfall als Ursache der Explosion aus, die die gesamte Nachbarschaft der Fabrik verwüstete. Bürgermeister Muska sagte, dass 50 bis 80 Häuser zerstört worden seien. Die Region um die 2800-Einwohner-Stadt West nahe Waco wurde zum Katastrophengebiet erklärt. „Diese Tragödie hat wahrscheinlich jede Familie in dieser kleinen Gemeinde getroffen“, sagte der Gouverneur von Texas, Rick Perry.

Die Suche nach Opfern und Überlebenden wurde durch das Ausmaß der Zerstörung erschwert. Die Rettungsteams mussten oft erst beschädigte Gebäude stabilisieren, bevor sie sie betreten konnten. In dem Apartment-Komplex mit den zwei Toten seien die Helfer noch nicht bis in den zweiten Stock vorgedrungen, schrieb die „Waco Tribune“ unter Berufung auf den örtlichen Friedensrichter David Pareya. Dort würden weitere drei bis vier Opfer vermutet.

Die Fabrik hatte am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr ein Feuer gemeldet. Gut 20 Minuten später zerriss eine Explosion Tanks auf dem Gelände und ein 30 Meter großer Feuerball stieg in den Himmel. Die Erschütterung war so stark, dass Seismologen sie als Erdbeben der Stufe 2,5 klassifizierten. Die Explosion soll noch in 75 Kilometern Entfernung zu hören gewesen sein.

Hunderte Menschen gedachten bei einer Messe der Opfer. Mit Kerzen versammelten sie sich US-Medienberichten zufolge am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Kirche der Stadt. US-Präsident Barack Obama, der an dem Tag an der Gedenkfeier für die Opfer des Terroranschlags von Boston teilnahm, sicherte Unterstützung zu. Auch Papst Franziskus bat um Gebete für die Opfer und ihre Familien.