Zeugniszeit ist für Schulkinder Geschenkezeit

Viele Eltern belohnen gute Noten. Doch ist das pädagogisch sinnvoll? Eine Psychologin rät ab.

Düsseldorf. Lisa (9) aus Düsseldorf ist zufrieden. Fünf Einser hat die Grundschülerin auf ihrem Zeugnis. Ihre Belohnung für die Noten: ein tragbarer DVD-Recorder.

Viele Grundschüler in Nordrhein-Westfalen haben sich ihre Zeugnisse im Laufe dieser Woche bereits abgeholt, an weiterführenden Schulen ist es morgen so weit. Die letzte Schulwoche kann für Schüler sehr lukrativ sein.

Viele Eltern belohnen den Nachwuchs für gute Noten: Nach wie vor beliebt ist das klassische Geldgeschenk. Jörn (9) aus Mönchengladbach bekommt für jede Zwei einen Euro und für jede Eins zwei Euro. Manche Eltern greifen noch tiefer in die Tasche: Gar ein neues Handy oder PC-Spiele sind für die Schüler drin.

Einige Geschäfte unterstützen das: Für eine Eins in Sport gibt es bei einem Krefelder Sportgeschäft T-Shirts, Buchhandlungen verschenken Lesestoff an Einserkandidaten in Deutsch.

Aber ist es pädagogisch sinnvoll, Kinder für ihre Noten zu belohnen? „Nein“, sagt die Autorin und Psychologin Elisabeth Raffauf, die sich auf Kinder- und Jugendpsychologie spezialisiert hat. „Eine gute Note ist sowieso schon Belohnung an sich.“

Auf keinen Fall sollten Eltern ihre Kinder für schlechte Noten bestrafen. Raffauf rät sogar zum Gegenteil: „Wer mit einer Fünf oder einer Sechs nach Hause kommt, der hat ein Eis oder ein Stück Kuchen verdient.“ Die schlechte Note sei Strafe genug. Die Kinder benötigten die Aufmerksamkeit der Eltern. Der Tipp der Psychologin: „Man muss darüber sprechen, herausfinden, warum die Speicherplatte im Kopf gerade voll und kein Platz für die Schule da ist.“