Zugriff auf dem Übungsplatz
In heiklen Fällen rückt die Polizei mit Spezialeinsatzkräften an. 660 Beamte gibt es dafür in NRW. Ihr Trainingszentrum liegt im Sauerland.
Menden. Mit einem lauten Knall fliegt die Tür aus den Angeln. Durch den Rauch der Explosion stürmen mit Sturmhauben vermummte Polizisten in das Haus. Kurz darauf haben die Männer eine Geisel befreit, einen Täter entwaffnet und festgenommen. Auf dem Gelände der Spezialeinsatzkräfte der NRW-Polizei im sauerländischen Menden üben SEK-Beamte den Ernstfall. Jetzt ließen sich die Sondereinheiten dabei über die Schulter schauen.
Wie aufwendig das Übungsszenario dabei aussehen kann, zeigen die Männer bei der Befreiung von Geiseln nach einem Bankraub. Während Mitglieder einer Verhandlungsgruppe die Täter beschäftigen, werden Scharfschützen postiert. Weitere Männer des SEK (Spezialeinsatzkommando) seilen sich aus einem Hubschrauber ab.
Dann geht alles ganz schnell: Eine Explosion mit einem riesigen Feuerball lenkt die Täter ab, ein Scharfschütze macht einen Bankräuber handlungsunfähig, und die Männer in dunklen Tarnanzügen greifen zu. „Die Täter sind festgenommen, eine Geisel wurde verletzt. Wenn es immer so ginge, wären wir zufrieden“, sagt Achim Stankowitz.
Der 44-Jährige ist stellvertretender Leiter der Spezialeinheiten in Dortmund. Dass die Übung zu viel Polizeitaktik preisgibt, glaubt er nicht. „Einzelheiten haben wir nicht verraten. Was wir hier zeigen, weiß jeder Berufskriminelle, der seinen Job ernst nimmt.“
„Die Leute üben jahrelang für den Ernstfall. Aber wenn der Einsatz kommt, muss das sitzen“, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD), der bei der Übung das für eine Million Euro sanierte Trainingsgelände in Augenschein nahm. „Beim Selbstschutz und dem Schutz der Bürger darf nicht gespart werden“, sagte Jäger. Es gebe ausreichend Geld für die Polizeiarbeit. Mit der öffentlichen Übung will Jäger auch um Nachwuchs für die Polizei werben. „Wir haben zwar keine Nachwuchssorgen, aber wir werben um die Besten“, sagte Jäger. Es gehe dabei nicht um Schulnoten, sondern um Empathie und soziale Kompetenz, denn: „Das ist nichts für Rambos.“
In dem Gelände in Menden trainieren die Einheiten seit mehr als 30 Jahren. Laut Innenministerium ist das Trainingszentrum einzigartig in Europa. Doch geübt wird nicht nur dort. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes stelle immer mal wieder Abriss-Häuser zur Verfügung. „Da können wir dann Türen sprengen oder andere Einsätze üben. Bei uns geht ja auch schnell mal was kaputt.“