Zilles Großnichte siegt am Kap
Sozial engagiert und arbeitswütig: Helen Zille wirbelt die politische Szene in Südafrika schwer durcheinander.
Kapstadt. Helen Zille, seit drei Jahren Bürgermeisterin von Kapstadt und Großnichte des Berliner Milieuzeichners Heinrich Zille, hat wieder einmal geschafft, was keiner - außer ihr - für möglich gehalten hätte. Die 58-Jährige hat mit ihrer Demokratischen Allianz (DA) in der Provinz Western Cape mit 51,5 Prozent die absolute Mehrheit erreicht - und den in allen anderen Provinzen und landesweit dominierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) von den Schalthebeln der Macht verdrängt.
Sie kann hier Ministerpräsidentin werden, gewählt nicht nur von Weißen, sondern auch von vielen Farbigen, insbesondere Frauen, und überraschend vielen Schwarzen.
Mit ihrem Vorfahren Heinrich Zille verbindet die unprätentiös auftretende Politikerin der unbeirrbare Gerechtigkeitssinn und das soziale Engagement. Als Bürgermeisterin von Kapstadt ging sie auch in die berüchtigten Townships und klopfte bei Drogenbossen an, um sie von ihren Geschäften abzubringen.
Die mit einem Soziologieprofessor verheiratete Mutter zweier Söhne spricht Englisch, Deutsch, Afrikaans und Xhosa. Sie gilt als couragiert und willensstark, liberal und durchsetzungsfähig. Sie steht um vier Uhr auf, in ihrem Büro erreicht man sie spätestens ab 7Uhr. Die schmale Frau wirkt selten hektisch, spricht meist leise, kann aber auch ungeduldig aufbrausen. Mit unerschöpflichem Elan und frisch geliftet ist sie in den Wahlkampf gezogen.
Ihre Eltern - die Mutter stammt aus Essen, der Vater aus Dessau - sind in den 30er Jahren aus Nazi-Deutschland geflohen. Ein Großvater und eine Großmutter waren jüdisch. Auch wegen ihrer politisch aktiven Eltern, die sie christlich erzogen, trat Zille früh gegen die Rassentrennung ein.
Von 1974 bis 1981 arbeitete sie als Journalistin und deckte unter anderem auf, dass der schwarze Bürgerrechtler Steve Biko von der Sicherheitspolizei ermordet worden war. Ausgerechnet ihr warf der ANC im Wahlkampf Rassismus vor. Provinzchef James Ngulu nannte sie das "GodZille"-Monster. Diese Töne dürften nach ihrem Wahlsieg kaum leiser werden.