Zoff auf dem „Traumschiff“ - „Unfreundlicher Rauswurf“ des Kapitäns
Showdown auf dem ZDF-„Traumschiff“. Der Streit um die Ausflaggung der „MS Deutschland“ wird rauer. Kapitän Jungblut wird in London von Bord geschickt. Er ist gegen die neue Flagge.
Neustadt/London (dpa). Unschöne Szenen auf dem „Traumschiff“: Im Streit um die geplante Ausflaggung des Traumschiffs „MS Deutschland“ schlagen die Wellen hoch. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Eigner sei der Kapitän des Schiffes, Andreas Jungblut, von Bord geschickt worden, berichtete die „Bild-Zeitung“ am Freitag. Die Reederei versucht, abzuwiegeln. Der Kreuzfahrter liegt derzeit als deutsches Olympiaschiff in London.
Jungblut sei nicht von Bord gejagt worden, sagte Reedereisprecherin Kornelia Kneissl der dpa. Der Kapitän sei während seines schon lange geplanten Urlaubs an Bord gekommen. „Daraufhin wurde er gefragt, warum er nicht seinen Urlaub genieße. Das hat er wohl als unfreundlichen Rauswurf aufgefasst“, sagte Kneissl. „Geschäftsführung und Eigner würden sich wünschen, zu einer sachlich-konstruktiven Argumentation zurückzukehren“, sagte sie.
Die „MS Deutschland“ liegt in London vor spektakulärer Kulisse - umrahmt von den Wolkenkratzern des Bankenviertels Canary Wharf. Am Mittwoch während des Tages hatte Kapitän Jungblut noch fröhlich gewirkt. So hatte er mit dem deutschen Botschafter in London, Georg Boomgaarden, auf dem Sonnendeck des Schiffs gescherzt. Am Mittwochabend wurde er dann nach Angaben der „Bild“ von Bord geschickt.
Hintergrund des Streits ist, dass der Münchner Finanzinvestor Aurelius, der die Reederei Deilmann mit Sitz in Neustadt in Schleswig-Holstein nach deren Insolvenz im Sommer 2010 übernommen hatte, die „Deutschland“ künftig unter maltesischer Flagge fahren lassen will.
Die Ausflaggung hatte die Reederei bereits im Mai angekündigt und diesen Schritt mit der Kürzung der Schifffahrtshilfen durch die Bundesregierung begründet. Das sei eine normale unternehmerische Entscheidung und werde keinen Einfluss auf Service und Qualität an Bord haben, hieß es damals. Die „MS Deutschland“ ist das letzte große Kreuzfahrtschiff unter deutscher Flagge. Millionen TV-Zuschauer kennen es aus dem Fernsehen als ZDF-„Traumschiff“.
Gegen den geplanten Flaggenwechsel macht Jungblut vehement und öffentlich Front. Die „Bild-Zeitung“ zitierte am Freitag aus einem Brief des Kapitäns an Bundespräsident Joachim Gauck. Darin heiße es unter anderem, die Crew der „Deutschland“ meine, dass das Schiff sehr wohl unter deutscher Flagge wirtschaftlich fahren könne. „Man wechselt die Flagge nicht wie ein Unterhemd“, zitiert das Blatt. Nach Angaben des Bundespräsidialamtes wird Gauck am Samstag zu einem Frühstück mit Jugendlichen des Olympischen Jugendlagers auf der „Deutschland“ erwartet.
Die Gewerkschaft Verdi vermutet, dass das Engagement ihres Mitglieds Jungblut gegen den Flaggenwechsel sowohl der Reederei als auch deren neuem Eigner ein Dorn im Auge sei. „Andreas Jungblut ist ganz klar gesagt worden: "Sie verlassen jetzt das Schiff", sagte der Bundesfachgruppenleiter Schifffahrt der Gewerkschaft, Karl-Heinz Biesold, am Freitag.