Zoo Gelsenkirchen: Die dicke Rosl ist ein stiller Star
Mit 48 Jahren ist die gelenkkranke Dickhäuter-Oma das älteste Flusspferd in den deutschen Tierparks.
<strong>Gelsenkirchen. Sie ist groß, dick, schwer und bereits erstaunliche 48 Jahre alt: Die Zwei-Tonnen-Dame Rosl ist ein eher stiller Star im Gelsenkirchener Tierpark "Zoom". Der mittlerweile unter Arthrose leidende Koloss war nie so niedlich wie das Berliner Eisbärbaby Knut, noch so spektakulär wie die riesigen braunen Kodiakbären in einem der benachbarten Gehege. Rosl trägt jedoch einen ganz besonderen Ehrentitel: Sie ist das älteste deutsche Flusspferd. "Vermutlich ist Rosl sogar das älteste Tier ihrer Art weltweit", sagt Tierpfleger Klaus Mette nicht ohne Stolz. Dabei streichelt der Pfleger sanft das Innere des weit aufgerissenen Mauls des Flusspferds mit den säbelartigen Eckzähnen. "Kraulen mag sie am liebsten", sagt Mette. "Da ist sie wie ein Hund". Sogar Besucher dürfen ab und an in das Gehege von Rosl, obwohl Flusspferde nicht als wirklich friedliche Tiere gelten. In Afrika sollen sie sogar in dem Ruf stehen, für mehr Todesfälle unter Menschen verantwortlich zu sein als jedes andere Großtier.
Rosl kann sich im Wasserbecken schwerelos bewegen
Mit ihren altersschwachen Beinen verlässt Rosl jedoch nur noch ungern das Wasserbecken, in dem sie sich trotz ihres Gewichts nahezu schwerelos über den Grund bewegt. Ihren Artgenossen wird dagegen nachgesagt, an Land Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 48 Stundenkilometer erreichen zu können.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert lebt das Flusspferd mit dem auffälligen rosafarbenen Bauch mit ihrem Gefährten Ernie bereits in der Revierstadt Gelsenkirchen, nachdem Rosl 1981 aus dem Karlsruher Zoo gekommen war. In seiner neuen Heimat hatte das Paar zunächst lange mit einer Art "Badewanne" in einem winzigen altertümlichen Gehege vorlieb nehmen müssen, berichtet Zoosprecherin Sabine Haas.
Erst Ende vergangenen Jahres konnte die Seniorin mit Hilfe eines Krans ihre Unterkunft wieder verlassen und zusammen mit Ernie in eine großzügige Flusspferd-Anlage der neuen "Afrika-Welt" des komplett umgestalteten ehemaligen Ruhr-Zoos umziehen.
Angesichts von drei neuen weiblichen Konkurrentinnen um die Gunst ihres langjährigen Gefährten habe Rosl im neuen Revier sofort das Kommando übernommen. Zur Zucht wird die betagte Dickhäuterin nicht mehr eingesetzt. Rosl bekommt deshalb die Anti-Baby-Pille, eine brikettgroße Tablette. "Mit ihren fast 50 Jahren und nach 13 Kindern wollen wir ihr keine Schwangerschaft mehr zumuten", sagt Zoo-Mitarbeiterin Sabine Haas. Rosl hätte sich einen ruhigen Lebensabend verdient.
Die Flusspferd-Rentnerin bekommt dazu noch Aufbaupräparate für ihre Gelenke. Eine Arthrose macht ihr zu schaffen. "Wir achten darauf, dass sie viel im warmen Wasser liegen kann", sagt Haas. Das entlastet die Gelenke und lindert die Beschwerden der Nilpferd-Oma.
Erfahren hat der Gelsenkirchener Tierpark "Zoom Erlebniswelt" von dem Ehrentitel seiner Tier-Veteranin als ältestes deutsches Flusspferd erst durch eine Mitteilung des offiziellen Flusspferde-Zuchtbuchs vor einigen Monaten. In der freien Natur werden Flusspferde meist nur etwa 30 Jahre alt. Titel-Vorgängerin Bulette war bereits am Silvestertag 2005 im Berliner Zoo im Alter von 53 Jahren wegen einer Beinerkrankung eingeschläfert worden.
Internet: www.zoom-erlebniswelt.de