Zwei Jugendliche zünden sich an - 16-Jähriger stirbt

Ein dramatischer Selbstmordversuch zweier Jugendlicher gibt im Sauerland Rätsel auf. Ein 16-jähriger Junge kam in den Flammen zu Tode. Ein 13 Jahre altes Mädchen ringt um sein Leben. Die Bürger in Eslohe sind geschockt.

Eslohe/Arnsberg (dpa). Ein 13 Jahre altes Mädchen und ein 16-jähriger Junge haben sich im sauerländischen Eslohe mit Benzin übergossen und angezündet. Der Junge starb, das Mädchen ist lebensgefährlich verletzt. Ärzte ringen in einer Spezialklinik um ihr Leben. Das Drama ereignete sich bereits am Dienstagnachmittag am Rande des kleinen Luftkurortes auf einem Hügel neben dem Schützenverein. Die Behörden wollten den Fall zunächst nicht öffentlich machen. Am Donnerstag berichteten aber die ersten Zeitungen in der Region über das Geschehen.

Vieles ist noch unklar. Einen Abschiedsbrief soll es nicht geben. Die Frage nach dem Warum kann oder will die Staatsanwaltschaft noch nicht beantworten. Klar ist, dass sich die beiden Schüler auf einem Hügel das Leben nehmen wollten. Der Junge starb an Ort und Stelle, dem ersten Obduktionsergebnis zufolge erlag er seinen Brandverletzungen. Für ihn kamen die Retter zu spät. Zeugen, die die brennenden Jugendlichen sahen, hatten den Rettungsdienst gerufen. Klar scheint auch, dass die beiden allein gehandelt haben. „Wir haben kein Pack-Ende dafür, dass ein Dritter beteiligt sein könnte“, sagte der Arnsberger Staatsanwalt Werner Wolff.

Im 9200-Seelen-Ort kursieren unterdessen alle möglichen Fragen nach dem Motiv. Die Ermittler weisen Spekulationen zurück, wie zum Beispiel die um eine mögliche Schwangerschaft. „Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt“, sagt Wolff. Es sei nicht einmal klar, ob die beiden im landläufigen Sinne ein Paar waren oder sich nur gut kannten. Die Ermittler haben zwar mit Angehörigen, Mitschülern und Lehrern der beiden Schulen gesprochen. Das Mädchen geht auf die örtliche Hauptschule, der Junge besuchte die Realschule. Zum Ergebnis der Befragungen wollten die Ermittler aber nichts sagen, auch nicht zur Auswertung von Computern und Handys. „Das ist privat“, weist Wolff entsprechende Fragen ab.

An der Stelle, wo das Mädchen und der Junge den Selbstmordversuch unternommen haben, liegen jetzt Blumen und brennen Kerzen. Trauernde Mitschüler haben anonym Zettel mit letzten Grüßen dazugelegt. „Ich hoffe, es geht Dir gut. Du sollst nicht leiden“, heißt es in einer vermutlich an das Mädchen gerichteten Botschaft. Wohl an den Jungen gerichtet heißt es: „Ich werde Dich nie vergessen und überhaupt nichts bereuen. Ich bin froh, dass ich Dich gekannt habe. Du warst mein bester Freund. Du warst immer für mich da. Bitte pass auf dich, deine Familie und auf uns auf. Ich liebe Dich.“ Ansonsten zeugt an der Stelle nur noch angebranntes Gras vom Grauen am Dienstagnachmittag.

Die Eltern der Kinder hatte die Polizei sofort unter psychologische Betreuung gestellt. Bürgermeister Stephan Kersting hofft, dass es hilft, dass der Ort klein ist und feste soziale Strukturen hat. „Man kennt die Familien, man kennt die Kinder. Wir sprechen den Angehörigen unser Mitgefühl aus.“ Ob es viel hilft, weiß er auch nicht zu sagen. „Die ganze Gemeinde steht unter Schock. Man versucht, sich über die täglichen Dinge abzulenken. Es gelingt aber nicht immer.“ Die Schüler werden zumindest auf dem Schulgelände von Fragenden abgeschirmt. „Das haben wir zusammen mit den Schulleitern beschlossen, damit die Mitschüler geschützt sind und angemessen ihrer Trauer nachgehen können“, sagt Kersting.