Breitscheidplatz Anschlag in Berlin: Täter noch auf freiem Fuß?

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt wurde ein Verdächtiger festgenommen. Jetzt gibt es Zweifel, ob er der Täter ist.

Eine Schneise der Verwüstung ist auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin zu sehen.

Foto: Bernd von Jutrczenka

Berlin. Nach dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist der Täter womöglich noch auf freiem Fuß. Die Polizei hat Zweifel, ob sie den Richtigen festgenommen hat. „Es ist in der Tat unsicher, dass es der Fahrer war“, sagte Polizeipräsident Klaus Kandt am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Die Zeitung „Die Welt“ zitierte eine Quelle der Berliner Polizei mit den Worten: „Wir haben den falschen Mann.“ Damit ergebe sich eine neue Lage. „Denn der wahre Täter ist noch bewaffnet auf freiem Fuß und kann neuen Schaden anrichten“, habe es aus der Polizei geheißen.

Am Montagabend war ein Mann mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Herzen Berlins gerast. Zwölf Menschen starben, rund 50 wurden verletzt. Danach wurde ein 23 Jahre alter Mann festgenommen, der aus Pakistan kommen soll. Der Verdächtige hatte nach Ermittlerangaben die Tat abgestritten. Die Polizei rief die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf. Polizeipräsident Kandt sagte der dpa: „Wir gehen davon aus, dass es einen Fahrer gab, entweder ist es der Mensch, den wir gefasst haben, oder nicht. Das klären wir gerade. Die Lage ist unklar.“ Man untersuche Spuren im Lkw oder am Verdächtigen, die zur Tat passen. Fingerabdrücke, Blut, Schmauchspuren. das müssen wir klären.“ Er ergänzte: „Ich stelle mich darauf ein, dass die gegenwärtige Lage noch länger andauert“ - mindestens die nächsten Tage. Im Führerhaus des Lastwagens war nach Angaben aus Sicherheitskreisen blutverschmierte Kleidung gefunden worden.

Bei dem später in einiger Entfernung vom Tatort festgenommenen Tatverdächtigen sei dagegen keine mit Blut befleckte Kleidung gefunden worden. Ob dies darauf hindeuten könnte, dass der Mann noch im Lkw die Kleidung gewechselt haben könnte, blieb ebenfalls zunächst unklar. Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen sollen sich kaum Spuren gefunden haben, die auf einen Kampf hindeuten, wie der „Spiegel“ aus hochrangigen Ermittlerkreisen erfahren haben will. Zudem habe man keine typischen Schmauchspuren an seinem Körper gefunden, die auf eine Schussabgabe schließen lassen.

Bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt starben am Montagabend elf Besucher sowie ein polnischer Kraftfahrer. Er lenkte nach bisherigen Erkenntnissen den Lastwagen, bevor dieser in die Hände des Mannes fiel, der mit dem Sattelschlepper in die Menschenmenge fuhr. Auf den polnischen Lkw-Fahrer war geschossen worden. dpa