15 Tote bei Anschlag auf Polizeizentrale im Norden Ägyptens
Kairo (dpa) - Bei einem Bombenanschlag auf die Zentrale der Polizei in der nordägyptischen Stadt Al-Mansura sind nach offiziellen Angaben 15 Menschen ums Leben gekommen. 134 weitere Personen seien bei dem Attentat in der Nacht zum Dienstag verletzt worden.
Das teilten das Gesundheits- und das Innenministerium in Kairo mit. Unter den Toten seien zehn Polizisten und zwei zivile Passanten gewesen. Es war das bisher folgenschwerste Bombenattentat seit der Entmachtung der Muslimbruderschaft im vergangenen Juli. Die Opferzahl erhöhte sich am Abend, nachdem ein Polizist im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag und weitere Leichen gefunden wurden.
Das Internetportal Al-Ahram berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, zwei Sprengladungen seien nahezu zeitgleich explodiert - eine in einem Lastwagen vor der Zentrale und eine im Gebäude. Eine dritte Bombe habe nicht gezündet. Wegen der Wucht der Detonation stürzten Teile des Gebäudes komplett ein. Bilder vom Schauplatz zeigten Trümmerhalden und ausgebrannte Autowracks. Sicherheitskreisen zufolge wurde bei dem Anschlag auch der Polizeichef der Provinz Dakahlija, General Sami al-Meihi, verletzt.
Innenminister Mohammed Ibrahim beschuldigte die Muslimbruderschaft als Urheber des Anschlags. „Das war die Rache für die Auflösung der Protestcamps“, sagte er bei einem Besuch in der Nildelta-Stadt 120 Kilometer nördlich von Kairo. Nach der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär hatten Anhänger der Bruderschaft wochenlang in Kairo und anderen Städten demonstriert. Am 14. August hatten die Sicherheitskräfte die Protestcamps mit brutaler Gewalt aufgelöst. 1400 Menschen waren dabei getötet worden.
Demonstranten in Al-Mansura riefen am Dienstag in Sprechchören: „Das Volk verlangt die Hinrichtung der Bruderschaft!“ Die islamistische Organisation verurteilte in einer Stellungnahme am Dienstagmorgen den Anschlag. „Die Muslimbruderschaft betrachtet diese Tat als offenen Angriff auf die Einheit des ägyptischen Volkes“, hieß es darin. Ministerpräsident Hasem al-Beblawi hatte in einer ersten Reaktion lediglich von „schwarzen Händen“ gesprochen, die hinter dem Anschlag steckten und vom Staat zur Verantwortung gezogen würden.
Der Umstand, dass die Attentäter einen Sprengkörper in das Gebäude bringen konnten, deutet jedenfalls auch auf schwere Sicherheitslücken im Polizeiapparat hin. In diese Richtung weist auch, dass den Tätern möglicherweise bekannt war, dass sich Polizeichef Al-Meihi zu dieser nächtlichen Stunde im Amt aufhalten würde.
Bekannt hat sich zu dem Anschlag bisher niemand. Zuletzt hatte die Al-Kaida-nahe Terrorgruppe Ansar Beit al-Makdis mit Anschlägen auf Soldaten gedroht. Sie gilt als eine der Hauptverantwortlichen für die zunehmenden Anschläge der letzten Zeit, vor allem auf dem Sinai und in der Suezkanal-Region.
In Ägypten kommt es seit der Absetzung des aus der Bruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi im letzten Juli immer wieder zu Angriffen auf Sicherheitskräfte. Die Regierung macht dafür zum Teil die Bruderschaft, zum Teil islamistische Extremisten verantwortlich.