Ägyptens Präsident begnadigt inhaftierten Reporter aus Australien
Nach 400 Tagen kommt der australische Al-Dschasira-Reporter Peter Greste aus ägyptischer Haft frei. Ein Sieg für die Pressefreiheit ist das aber noch nicht - seine beiden Kollegen müssen weiter bangen.
Kairo (dpa) - In den Fall der drei seit mehr als einem Jahr in Ägypten inhaftierten Al-Dschasira-Journalisten kommt Bewegung. Nach einem Erlass von Präsident Abdel Fattah al-Sisi kam der australische Kollege Peter Greste am Sonntag nach 400 Tagen Haft aus dem Gefängnis frei. Er soll noch am Abend Ägypten via Flugzeug in Richtung Zypern verlassen haben, hieß es unter Berufung auf Informanten am Kairoer Flughafen.
Zunächst ungewiss blieb das Schicksal seiner Kollegen Mohammed Fahmy und Baher Mohammed. Alle drei waren Ende 2013 in einem Kairoer Hotel festgenommen worden. Sie hatten über die kurz zuvor als Terrororganisation verbotene Muslimbruderschaft berichtet. Ägypten warf ihnen daraufhin die Unterstützung der Bruderschaft vor. Ein Gericht verurteilte sie im Juni vergangenen Jahres zu Haftstrafen zwischen sieben und zehn Jahren. Das Urteil stieß weltweit auf scharfe Kritik.
Nach Grestes Freilassung erwartet nun auch die Familie von Fahmy eine baldige Freilassung. „Wir hoffen, er kommt als nächstes dran“, sagte die Verlobte von Mohammed Fahmy der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Fahmy ist halb Ägypter, halb Kanadier. Nach dem von Al-Sisi bereits im November erlassenen Dekret können im Lande verurteilte Ausländer in ihre Heimat ausgewiesen werden. Fahmys Familie machte zunächst keine Angaben, ob er für das Dekret seine ägyptische Staatsbürgerschaft aufgibt.
Zumindest der ägyptische Journalist Baher Mohammed ist jedoch von der Regelung ausgeschlossen. Er kann allein auf die Justiz hoffen: Anfang Januar hatte ein Kairoer Gericht einen Berufungsprozess für die drei Journalisten angesetzt. Ein Termin steht bisher jedoch noch nicht fest. In einer Presseerklärung rief der Fernsehsender Al-Dschasira die ägyptische Justiz am Sonntag dazu auf, neben Greste auch Fahmy und Mohammed freizulassen. Die Justiz habe „die Macht, das heute noch anständig zu beenden“, hieß es.