Afghanistan — Staat mit düsteren Aussichten

In Bonn wird heute über die Zukunft des Landes nach dem Abzug der Kampftruppen Ende 2014 debattiert.

Bonn. Die Staatengemeinschaft debattiert heute in Bonn über die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen Ende 2014.

Die Ausgangslage ist schlecht: Zehn Jahre nach Beginn des internationalen Militäreinsatzes leidet Afghanistan unter einer Vielzahl gewaltiger Probleme. Die größten Schwierigkeiten und mögliche Zukunftsszenarien:

Die Sicherheitslage überschattet alle anderen Probleme. Die Nato-Statistik weist zwar einen Rückgang der Angriffe Aufständischer aus. Die Vereinten Nationen (UN) kommen in ihrer Statistik aber zu dem Schluss, dass die Gewalt dieses Jahr erneut drastisch zugenommen hat.

Die Aufständischen sind verschiedene radikal-islamische Gruppen. Sie eint das Ziel, die ausländischen Truppen aus dem Land zu vertreiben. Zwar haben sie schwere Verluste erlitten. Dass sie aber weiterhin zuschlagen können, beweisen sie immer wieder mit Anschlägen.

Bis Ende 2014 sollen afghanische Armee und Polizei die Verantwortung übernehmen. Sie sollen im Oktober 2012 ihre Soll-Stärke von 352 000 Soldaten und Polizisten erreichen. Internationale Truppen werden aber auch nach 2014 afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und vermutlich auch in Gefechte begleiten.

Der Wiederaufbau wird durch die schlechte Sicherheitslage und durch massive Korruption erschwert. Obwohl in den vergangenen Jahren kaum ein Land mehr internationale Finanzhilfe bekommen hat, gehört Afghanistan weiterhin zu den zehn ärmsten Staaten der Welt.

Der Ko-Direktor des Afghanistan Analysts Network, Thomas Ruttig, sagt, im schlechtesten Fall bliebe nach 2014 die ausländische Finanzhilfe aus, was zum Zusammenbruch des Staates führen könnte. Dann drohe ein erneuter Bürgerkrieg. Zwar sage die Staatengemeinschaft Afghanistan langfristige Unterstützung zu. Ob dieses Versprechen aber auch eingehalten wird, sei offen.

Im besten Fall finden die Konfliktparteien eine Verhandlungslösung, und die Gewalt endet. Darauf gibt es derzeit aber keine Hinweise. Ruttig geht davon aus, dass Afghanistan auch ohne Krieg noch lange Zeit eines der ärmsten Länder bleiben wird.