Afghanistan torpediert Gespräche mit Taliban

Präsident Hamid Karsai fühlt sich von den USA düpiert. Nun platzte ihm der Kragen.

Kabul. Nur widerwillig hatte der afghanische Präsident Hamid Karsai überhaupt in die Eröffnung eines Verbindungsbüros der Taliban im Golf-Emirat Katar eingewilligt. Am Ende überwog seine Hoffnung darauf, die Aufständischen endlich zu direkten Friedensgesprächen mit seiner Regierung gewinnen zu können.

Dass Karsai sein Zugeständnis nun bitter bereut, machte er gestern unmissverständlich deutlich. Nicht nur haben die Taliban ihn zutiefst gedemütigt. Auch die USA haben ihren Verbündeten düpiert.

Katars Regierung richtete die feierliche Eröffnungszeremonie für das Taliban-Verbindungsbüro in Doha aus. Nicht eingeladen waren Repräsentanten der demokratisch gewählten afghanischen Regierung. Aus dem Präsidentenpalast in Kabul hieß es, die Botschaft in Doha sei nicht einmal informiert worden.

Kurz darauf teilte die US-Regierung mit, ihre Vertreter würden in Doha direkte Friedensverhandlungen mit den Taliban aufnehmen. Die USA wollen den verlustreichen Krieg nach mehr als elf Jahren fast um jeden Preis beenden.

Nach Angaben der „Washington Post“ sollen die Gespräche bereits heute beginnen. Eine Teilnahme von Repräsentanten von Karsais Hohem Friedensrat ist nicht vorgesehen. Ein Affront: Karsai hat immer wieder betont, ein Friedensprozess könne nur von Afghanen geführt werden — und nicht von Ausländern.

Karsai schäumte und kündigte seinerseits einen Boykott der Gespräche an. Auch wenn seine Vertreter gar nicht eingeladen wurden, ist das ein starkes Signal: Ein wie auch immer geartetes Ergebnis ohne Beteiligung seiner Regierung will Karsai nicht akzeptieren.

Als Reaktion auf das eigenmächtige Vorpreschen der Amerikaner setzte Karsai zudem die laufenden Verhandlungen über ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit den USA aus. Er pokert hoch: Im schlimmsten Fall könnte es um die Zukunft Afghanistans gehen.

Ohne das Abkommen dürfte die bislang geplante Unterstützungsmission ausländischer Truppen nach dem Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes Ende kommenden Jahres Makulatur sein. Ohne internationale Unterstützung aber sieht es für die afghanischen Sicherheitskräfte nach 2014 düster aus.