Al-Kaida-Anschlag auf Passagierflugzeug vereitelt
Washington/Neu Delhi (dpa) - Die CIA hat in Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten einen Bombenanschlag des Terrornetzes Al-Kaida auf ein Passagierflugzeug verhindert. Nach Angaben von Geheimdienstbeamten wollte der Al-Kaida-Ableger im Jemen eine Bombe an Bord eines Flugzeugs Richtung USA schmuggeln.
Das FBI teilte mit, dass der Sprengsatz „im Ausland“ sichergestellt worden sei und zurzeit von Spezialisten der US-Bundespolizei untersucht werde. Geheimdienstexperten des Kongresses bestätigten bereits, dass die Bombe besonders ausgeklügelt gewesen sei: Demnach enthielt sie keine Metallteile, so dass sie bei Flughafenkontrollen nur schwer entdeckt worden wäre.
Der im Jemen entwickelte Sprengkörper sei eine Weiterwicklung des Sprengsatzes, mit der „Unterhosenbomber“ Umar Farouk Abdulmutallab Weihnachten 2009 ein Passagierflugzeug über der amerikanischen Stadt Detroit in die Luft sprengen wollte. Die Bombe zündete damals wegen eines technischen Defekts nicht. Abdulmutallab, ein Nigerianer, wurde im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt.
Geheimdienstbeamte kamen dem Komplott nach Medienberichten Mitte April auf die Spur. Zu diesem Zeitpunkt sei auch US-Präsident Barack Obama informiert worden, sagte Caitlin Hayden, eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates. Obama habe die Zusicherung erhalten, dass keine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe.
US-Außenministerin Hillary Clinton rief am Dienstag zu Wachsamkeit auf und warnte vor „immer perverseren“ Terrormethoden. Die jemenitischen Sicherheitsbehörden reagierten mit Verärgerung auf die Berichte über das fehlgeschlagene Attentat.
US-Medien zufolge, die sich auf Geheimdienstler beriefen, sollte ein Selbstmordattentäter die Bombe unter seiner Kleidung versteckt an Bord des Flugzeuges bringen. Der Sprengsatz sei etwa eine Woche vor dem geplanten Einsatz sichergestellt worden. Nach Angaben des Senders ABC wurde der Anschlag im Zuge einer verdeckten Operation vereitelt: Demnach schleuste die CIA einen Informanten in die Al-Kaida-Zelle ein. Er habe laut US-Regierungsbeamten dafür gesorgt, dass die Lage während der gesamten Operation „unter Kontrolle“ gewesen sei.
Die Bombe wurde zwar zeitnah zum ersten Jahrestag der Tötung von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden am 2. Mai 2011 sichergestellt. Es gebe jedoch keine Hinweise, dass das Komplott damit in Zusammenhang stehe, schrieben die „New York Times“ und andere Medien unter Berufung auf US-Beamte.
Obamas Topterrorabwehr-Berater John Brennan bestätigte in mehreren Fernsehinterviews lediglich, dass die Bombe in amerikanischem Besitz sei. Ob sich die Person, die den Bombenanschlag plante, ebenfalls in US-Gewahrsam befindet oder ob der Informant sich selbst als Möchtegern-Selbstmordattentäter dargestellt hatte, sagte Brennan nicht.
Terrorabwehr-Spezialisten gehen laut Medienberichten davon aus, dass die Bombe von Ibrahim Assan al-Asiri gebaut wurde. Er gehört der Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) an und soll auch den Sprengsatz für den „Unterhosenbomber“ sowie andere Anschläge gebastelt haben. Medienberichten zufolge hat die jetzt sichergestellte Bombe einen verbesserten Zündmechanismus im Vergleich zu dem Sprengsatz, den Abdulmutallab verwenden sollte.
Nach US-Einschätzung hat die AQAP mehr als 1000 Mitglieder im Jemen und Verbindungen zur Al-Kaida-Führung in Pakistan. Die US-Regierung stuft die Al-Kaida-Zellen im Jemen seit längerem als besonders gefährlich ein und setzt unbemannte Drohnen gegen sie ein.
Die jemenitischen Sicherheitsbehörden reagierten mit Verärgerung auf die Medienberichte über den vereitelten Anschlag. Ein Beamter sagte der Nachrichtenwebsite „Yemen Post“, das FBI habe bislang keine Beweise nach Sanaa weitergeleitet. Dieses Vorgehen schade dem Ansehen der Regierung.