Al-Sawahiri — der neue Chef von Al-Kaida
Der Ägypter folgt auf Osama bin Laden — wird aber wohl nicht dessen Bedeutung haben.
Kairo. In der islamistischen Terrorszene ist Eiman al-Sawahiri jetzt die Nummer eins. Als höchste Instanz der gefährlichsten terroristischen Vereinigung der Welt gibt er die Richtung für Tausende Extremisten vor, die sich dem Kampf gegen „Ungläubige und korrupte Herrscher“ verschrieben haben. Trotzdem wird der Chirurg aus Ägypten wahrscheinlich nie die gleiche Bedeutung haben, die dem Saudi Osama bin Laden in den Jahren zwischen 2001 und 2010 zukam.
Denn erstens hat die Bedeutung von Al-Kaida in den vergangenen Monaten stark abgenommen, weil die arabischen Revolutionäre den Terroristen ideologisch das Wasser abgegraben haben. Und zweitens hat Al-Sawahiri — obwohl er in religiösen Fragen sattelfester ist als es Bin Laden war — nicht das Charisma des saudischen Millionärssohns mit der sanften Stimme.
Al-Sawahiri wirkt eher wie ein verbissener Hassprediger und weniger wie ein Menschenverführer, der in der Lage ist, junge Männer für Selbstmordattentate zu rekrutieren. Das hat auch mit seiner Biografie zu tun.
Denn im Gegensatz zu Bin Laden, der bis zu seinem Tod ein freier Mann blieb und nie eine Zelle von innen gesehen hat, saß Al-Sawahiri schon als junger Mann in einem ägyptischen Gefängnis — eine Erfahrung, die ihn offensichtlich noch weiter radikalisiert hat.
Seine Begeisterung für den politischen Islam hatte Al-Sawahiri bereits als Jugendlicher in die Arme der Muslimbruderschaft getrieben. Um 1973 soll er sich der ägyptischen Terrororganisation Dschihad angeschlossen haben. 1981 wurde er als Terrorverdächtiger inhaftiert. Ein Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft wegen illegalen Waffenbesitzes. Eine Beteiligung an dem Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden.
Nach Stationen in Saudi-Arabien, Tschetschenien und in Europa landete Al-Sawahiri schließlich in der pakistanischen Stadt Peschawar. Im Jahr 1987 soll er dort Bin Laden kennengelernt haben.
Doch erst 1998 beschlossen die beiden Männer gemeinsam mit weiteren Top-Terroristen, ihre Gefolgschaft zu einer gemeinsamen islamistischen Terrororganisation zu vereinigen. Das Terrornetzwerk Al-Kaida war geboren.