Amnesty: Zustände in Flüchtlingslager bei Wien „unmenschlich“
Traiskirchen/Wien (dpa) - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Zustände im größten österreichischen Flüchtlingslager scharf kritisiert.
In Traiskirchen bei Wien würden Flüchtlinge unmenschlich behandelt, sagte der Generalsekretär von Amnesty Österreich, Heinz Patzelt, in Wien. Von den rund 4000 Menschen dort mussten bis zu 1500 im Freien schlafen, darunter Schwangere und Frauen mit kleinen Kindern.
Die Toiletten seien in einem fürchterlichen Zustand, die Duschen müssten von Männern und Frauen gemeinsam genutzt werden, es gebe lediglich Nischen ohne Vorhänge. Auch die medizinische und psychologische Betreuung sei katastrophal, sagte Patzelt. Es gebe nur vier Ärzte, die mit Kontrolluntersuchungen weitgehend ausgelastet seien. Viele der Menschen seien jedoch traumatisiert, wiesen Folterspuren auf und bräuchten engere Betreuung.
Ein großes Problem sei auch, dass unbegleitete Minderjährige in dem Lager sich selbst überlassen würden. „Hier werden mehrere Menschenrechtskonventionen, etwa die UN-Kinderrechtskonvention, verletzt“, sagte Patzelt. Ein Amnesty-Team hatte das Aufnahmezentrum Anfang August einen Tag lang geprüft.
Die Situation sei „prekär“, hieß es in einer Stellungnahme des Innenministeriums. Bei der Verteilung von Flüchtlingen in der Alpenrepublik gebe es Länderquoten und Gemeindekompetenzen, mit denen aber die Aufnahme von Flüchtlingen verhindert werden könne. Die Bundesländer erfüllten ihre Quoten nicht. „Daraus hat sich die Situation entwickelt, wie sie sich derzeit darstellt.“