Analyse: Israels Angst vor Syriens Chemiewaffen

Die Regierung in Jerusalem fürchtet, dass das Arsenal in die Hände von Terroristen gelangt.

Jerusalem/Damaskus. Bisher hat Israel die Kämpfe im Nachbarland Syrien eher als unbeteiligter Zaungast beobachtet. Doch je näher ein möglicher Sturz des Präsidenten Baschar al-Assad rückt, desto wahrscheinlicher wird es, dass Israel in den Konflikt hineingezogen werden könnte. Assads Regime verfügt über das größte Chemiewaffen-Arsenal im Nahen Osten.

„Wir befürchten, dass diese Waffen im Chaos in die falschen Hände fallen könnten“, sagte der ehemalige Luftwaffenchef Eitan Ben Eliahu gestern. Damit sind vor allem radikal-islamische Gruppen wie die israelfeindliche libanesische Hisbollah oder das internationale Terrornetzwerk Al Kaida gemeint.

Ein solches Horrorszenario will Israel um jeden Preis verhindern. Man könne auf keinen Fall akzeptieren, dass Hisbollah solche hochmodernen Waffen erhalte, betonte Verteidigungsminister Ehud Barak. Er habe die Armee schon angewiesen, sich auf ein mögliches Eingreifen vorzubereiten, sagte er offen im Fernsehen. Ein militärisches Eingreifen in Syrien wäre für Israel allerdings ein gefährliches Unterfangen mit unabsehbaren Konsequenzen.

Der israelische Politexperte Professor Ejal Zisser kann sich einen israelischen Alleingang nicht vorstellen und plädiert für eine internationale Allianz zur Sicherung des syrischen Waffenarsenals. „Das ist ein Problem von allen“, sagte Zisser. Besonders die USA, die Türkei, Jordanien und Russland hätten kein Interesse daran, dass chemische Waffen in die Hände radikaler Islamisten gelangten.

Israel stellt sich derweil auf ein rasches Zerbröckeln des Assad-Regimes ein — und danach auf politisches Chaos. Die Sorge gilt dabei nicht nur den Chemie-Waffen, sondern auch modernen Flugabwehrwaffen und Luft-Boden-Raketen.