Anschlag auf Satireblatt nach Scharia-Sonderheft

Paris (dpa) - Unbekannte haben am Mittwoch einen Brandanschlag auf die Redaktion des französischen Satire-Wochenblattes „Charlie Hebdo“ verübt und die Büroräume zerstört.

Die Zeitung brachte am gleichen Tag ein Sonderheft zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien heraus und hatte sich dazu in „Scharia Hebdo“ („Charia Hebdo“) umbenannt. Als Chefredakteur war scherzhaft „Mohammed“ benannt worden. Ein Mitglied der Verlagsleitung schloss einen Zusammenhang zwischen der Ausgabe und dem Anschlag nicht aus.

Innenminister Claude Guéant sprach vor Ort von einem „Attentat“, dessen Urheberschaft aber noch offen sei. Allerdings gebe es zahlreiche Drohungen aus dem radikal-islamischen Umfeld. Der unter seinem Künstlernamen Charb auftretende Chefredakteur des Wochenblattes hatte im TV-Sender BFM-TV den Empfang von Droh-Mails an die Redaktion bestätigt. Zugleich betonte er aber, dass niemand das Scharia-Sonderheft vor dem Brandanschlag gelesen haben konnte, da es erst Stunden später an die Kioske kam. Lediglich die Titelseite war am Vorabend online im Internet sichtbar, wo die Website des Blattes am Mittwoch von Unbekannten gestört worden war.

Nach seinen Angaben wurde angesichts der frühen Stunde des Attentats gegen 02.00 Uhr morgens niemand verletzt. Doch sei durch Hitze und Löschwasser ein beträchtlicher Schaden am Computer-System und der Büro-Einrichtung entstanden. Die französische Öffentlichkeit reagierte mit einer großen Welle der Solidarität. Politiker vom linken wie dem rechten Spektrum verurteilten den Brand als Anschlag gegen das demokratische Grundrecht der Meinungsfreiheit. Andere Medien boten der Redaktion Unterstützung an. Premierminister François Fillon verurteilte das Attentat ebenfalls aufs Schärfste.

Nach ersten Erkenntnissen hatten zwei oder drei Unbekannte nachts ein Fenster zertrümmert und einen Brandsatz in die im Parterre gelegenen Redaktionsräume geworfen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Innenminister Guéant versprach, dass sie alles tun werde, um zügig die Verantwortlichen zu finden und vor ein Gericht zu stellen. Die Redaktion des Blattes nahm nach TV-Angaben ein Angebot der Zeitung „Libération“ an, um in deren Gebäude die nächste Ausgabe zu produzieren.

Das für seine bissigen Artikel bekannte Satiremagazin hatte 2006 die umstrittenen Mohammed-Karikaturen aus Dänemark nachgedruckt und in dem Zusammenhang Drohungen und eine Klage erhalten. Ein Gericht hatte „Charlie Hebdo“ aber freigesprochen.