Arabische Beobachter setzen Arbeit in Syrien fort

Damaskus/Istanbul (dpa) - Die Beobachter der Arabischen Liga bereiten sich trotz der Kritik an ihrem Einsatz nicht auf einen Abzug aus Syrien vor. In Damaskus hieß es am Mittwoch, man erwarte sogar demnächst zehn neue Beobachter.

Am Donnerstag oder Freitag soll das Syrien-Komitee der Arabischen Liga in Kairo einen Bericht über den einmonatigen Einsatz erhalten. Danach soll entschieden werden, ob die Beobachtermission fortgesetzt wird, was die syrische Führung bereits akzeptiert hat. Ein arabischer Diplomat in Beirut sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Liga und die syrische Regierung hätten sich bereits darauf geeinigt, die Beobachtermission um einen Monat zu verlängern.

Die syrische Opposition und westliche Regierungen hatten den Einsatz der Beobachter anfangs gelobt. Später wurde jedoch Kritik laut, weil die Beobachter ihre Aufgabe, das Blutvergießen zu stoppen und die Freilassung der politischen Gefangenen zu erwirken, nicht erfüllten. Seit der Ankunft der Beobachter sollen mehr als 400 Menschen getötet worden sein. Arabische Menschenrechtsorganisationen forderten deshalb am Mittwoch in einem Brief an den Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, ein Ende der Beobachtermission. Stattdessen sollten die Vereinten Nationen den Schutz der Zivilisten in Syrien gewährleisten.

Alleine am Dienstag sollen laut Opposition 38 Menschen getötet worden sein. Heftigen Beschuss meldeten Aktivisten am Mittwoch aus der Protesthochburg Homs. In der Provinz Idlib soll es an verschiedenen Orten Gefechte zwischen Deserteuren und Regierungstruppen gegeben haben. Insgesamt seien bis zum Abend landesweit 16 Menschen getötet worden, darunter vier Soldaten, die desertiert waren.

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter verbreitete ein Video, auf dem die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes zu sehen ist. Den Angaben zufolge war der Mann aus dem Viertel Baba Amro in Homs am 5. Januar festgenommen worden. Die Leiche sei jetzt seiner Familie übergeben worden, hieß es. Journalisten können in Syrien zurzeit nur sehr eingeschränkt arbeiten, weshalb derartige Angaben oft nicht überprüft werden können.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, Terroristen hätten in der Provinz Homs einen Veterinär entführt und zu Tode gefoltert. In Hama sei eine Ingenieurin mit einem Kopfschuss getötet worden. Dies sei Teil einer Kampagne der „Terroristen“ gegen Akademiker, hieß es. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im vergangenen März rund 5500 Menschen ums Leben gekommen.