Armenien warnt Aserbaidschan vor Krieg im Südkaukasus

Baku/Eriwan (dpa) - Im wieder entflammten blutigen Konflikt mit Armenien um die Südkaukasusregion Berg-Karabach hat Aserbaidschan seine Armee nach eigenen Angaben in Gefechtsbereitschaft versetzt.

Armenien warnt Aserbaidschan vor Krieg im Südkaukasus
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Einheiten aller Waffengattungen sollten „vernichtende Schläge“ vorbereiten, falls die Gegenseite ihre Angriffe nicht einstelle, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit.

Armenien warnte Aserbaidschan vor einer weiteren Eskalation der Lage. Dies könne „unvorhersehbare und unumkehrbare Folgen haben - bis hin zu einem ausgewachsenen Krieg“, sagte Präsident Sersch Sargsjan in der Hauptstadt Eriwan.

Armenien warf Aserbaidschan einen Drohnenangriff auf einen Bus vor. Dabei seien fünf Menschen ums Leben gekommen, teilte am Montagabend das Verteidigungsministerium in Eriwan mit. Nach Medienberichten soll sich der Zwischenfall etwa 60 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Stepanakert ereignet haben.

Auch die Führung der international nicht anerkannten Region Berg-Karabach warf Aserbaidschan Aggression vor. Seit dem Aufflammen der Kämpfe am Samstag seien 20 armenische Soldaten getötet worden, sagte ein Sprecher. Aserbaidschan sprach seinerseits von 18 Toten, davon 3 Zivilisten. Es sind die schwersten Gefechte in dem seit Jahren schwelenden Konflikt seit langem.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow bei einem Telefonat über die angespannte Lage. Die Ressortchefs seien sich einig, dass die Kämpfe sofort beendet werden müssen, teilte das Außenamt in Berlin mit. Lawrow sprach zudem mit US-Außenminister John Kerry. Die Lage sei besorgniserregend, sagte Lawrow nach Angaben des Außenamts in Moskau.

Nach dem Gewaltausbruch ist für die kommenden Tage Krisendiplomatie für eine Deeskalation geplant. So wird Armeniens Präsident Sargsjan an diesem Mittwoch bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Die Bundesregierung zeigte sich „sehr besorgt“ angesichts der Kämpfe.

In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wollen am Donnerstag Russlands Außenminister Lawrow und sein iranischer Kollege Mohammed Dschawad Sarif mit der Führung der Ex-Sowjetrepublik sprechen. Russland ist der engste Verbündete des christlich geprägten Armeniens und hat Tausende Soldaten in der Südkaukasusrepublik stationiert.

Aserbaidschan wirft Armenien vor, die Region Berg-Karabach und angrenzende Gebiete seit einem Krieg Anfang der 1990er Jahre besetzt zu halten. Die Regierung in Baku sieht darin einen Völkerrechtsbruch. Die überwiegend von Armeniern bewohnte Region hatte sich damals von der Führung in Baku unabhängig erklärt. Seit 1994 gilt ein Waffenstillstand, der aber immer wieder gebrochen wird.

Friedensverhandlungen unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stocken seit Jahren. Für diesen Dienstag ist ein Krisentreffen der sogenannten Minsk-Gruppe geplant. Vor der geplanten Zusammenkunft kritisierte Aserbaidschan die OSZE scharf. Der Konflikt sei noch nicht gelöst, weil die Minsk-Gruppe nicht durchsetzungsfähig genug sei, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter in Baku.