Aus Libyen soll ein Scharia-Staat werden

Übergangsrat verspricht aber Demokratisierung.

Tripolis. Libyen soll nach dem Willen des Übergangsrates ein gemäßigter islamischer Staat werden.

Ziel sei es, einen demokratischen Rechtsstaat aufzubauen, in dem die islamische Rechtsprechung Scharia die wichtigste Quelle der Gesetzgebung sei, sagte der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, während seiner ersten öffentlichen Rede vor Tausenden Anhängern in Tripolis.

Er betonte: „Wir sind ein muslimisches Volk, für einen moderaten Islam und wir werden auf diesem Weg bleiben. Wir werden keine extremistische Ideologie von rechts oder links zulassen.“

Die islamische Rechtsordnung Scharia ist kein eindeutig festgeschriebenes Werk. Es gibt unterschiedliche Auslegungen — sie beziehen sich auf den Koran und die Überlieferungen über die Lebenspraxis des Propheten Mohammed.

In der islamischen Theologie gilt die Scharia als die Ordnung Gottes, die Frieden und Gerechtigkeit schafft. In Ländern wie Saudi-Arabien und dem Iran gibt es die extremste Auslegung der Scharia. Damit werden auch Strafen wie etwa das Steinigen von untreuen Ehefrauen gerechtfertigt.

Derweil warf die Menschenrechtsorganisation Amnesty International den Rebellen vor, sie würden Kriegsverbrecher in den eigenen Reihen nur mit Unwillen verfolgen.

Nach dem Ausbruch des Aufstands gegen Diktator Muammar al-Gaddafi hätten Oppositionskämpfer tatsächliche oder mutmaßliche Anhänger des Gaddafi-Regimes sowie ausländische Söldner entführt, willkürlich festgehalten, gefoltert und getötet.

Möglicherweise seien auch Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden.