Belgien: Philippe muss sich auf dem belgischen Thron erst noch bewähren

Nach der Abdankung von Albert II. Mitte Juli übernimmt sein Sohn (53). Er gilt als zurückhaltend und steht vor schweren Aufgaben.

Brüssel. Der künftige König der Belgier, der 53 Jahre alte Prinz Philippe, wird sich auf dem Thron erst den Respekt erarbeiten müssen, den sein Vater genießt. Zwar hat der ausgebildete Jagdpilot die Rolle des Exzentrikers seinem jüngeren Bruder Laurent überlassen. Doch ist er nicht so beliebt wie sein aus dem Amt scheidender Vater Albert II. Das könnte schon im kommenden Jahr eine schwere Hypothek sein, wenn die Monarchie im Wahlkampf neue politische Angriffe aus Flandern über sich ergehen lassen muss.

Philippe geht nicht so auf die Menschen zu wie Albert, in der Öffentlichkeit wirkte er in den vergangenen Jahren oft gehemmter als der Vater. Auch bei seinem ersten Auftritt nach Alberts Ankündigung, am Nationalfeiertag am 21. Juli abzutreten, blieb er wortkarg. Er sei sich seiner Verantwortung „sehr bewusst“ und werde sich weiter mit ganzem Herzen engagieren, sagte der 53-Jährige in Antwerpen, der Metropole des nördlichen Landesteils Flandern.

Dabei wird er vor allem in Flandern punkten müssen. Denn die Flamen achten das Königshaus weniger als die französischsprachigen Belgier, die in der Wallonie leben und auch in der Hauptstadt Brüssel die Mehrheit stellen. Seit den vergangenen Wahlen ist die Neu-Flämische Allianz stärkste Partei des Landes — sie will auf lange Sicht die Autonomie ihres wirtschaftlich stärkeren Landesteils durchsetzen. Damit wäre das althergebrachte Königreich am Ende.

Philippes Rolle erstreckt sich auf „die großen Herausforderungen“ seiner Zeit, darunter „den Dialog zwischen den belgischen Gemeinschaften“, heißt es in einer vom Palast herausgegebenen Biografie des Prinzen. Wie er diese Rolle meistern wird, ist offen. Bisher erwarb er Meriten vor allem beim Militär und als Brückenbauer für die belgische Wirtschaft. Philippe wurde als Jagdpilot und Kommandosoldat ausgebildet.

Das Königshaus soll über den politischen Lagern und Sprachgruppen stehen. Deshalb halten die Monarchen auch alle Reden auf Französisch und Niederländisch — und fügen aus Rücksicht auf die deutschsprachige Minderheit stets auch einige Sätze auf Deutsch ein.

Philippe zur Seite steht Prinzessin Mathilde, die er 1999 heiratete. Die 40-jährige Logopädin und Psychologin engagiert sich für sozial Schwache, sammelte Erfahrungen zum Beispiel „in den benachteiligten Vororten Kairos“. Das Paar hat vier Kinder — Thronfolgerin Elisabeth ist 11.