Bericht über russische Militäraktionen: Riskante Begegnung in der Luft

Netzwerk von Sicherheitspolitikern warnt vor russischen Militäraktionen vor baltischen Grenzen.

London/Vilnius. Eine schwedische Passagiermaschine kollidiert fast mit einem russischen Kampfjet, vor der lettischen Grenze werden russische U-Boote gesichtet und über der Ostsee steigen Nato-Jets auf, um auf ein russisches Flugmanöver zu reagieren.

Seit Beginn der Ukraine-Krise wird das russische Militär an den Grenzen des Baltikums immer aktiver. Das erklärt das European Leadership Network (ELN), ein Netzwerk prominenter Nato-Sicherheitspolitiker. In einem Bericht mit dem Titel „Gewagte Politik — riskante militärische Begegnungen zwischen Russland und dem Westen 2014“ halten die Experten regelmäßige Verletzungen nationaler Lufträume, knapp verhinderte Zusammenstöße in der Luft und auf dem Wasser fest. Laut einer jetzt aktualisierten Fassung seien es mittlerweile seit Ausbruch der Krimkrise 66 Zwischenfälle, die eskalieren hätten können.

Als besonders gefährlich wird ein Vorfall vom 3. März 2014 eingeordnet. Südöstlich von Malmö sei eine Passagiermaschine, die mit 132 Menschen auf dem Weg nach Rom war, fast mit einem russischen Aufklärungsflugzeug kollidiert. Nur wegen guter Sicht hätte der Pilot der Scandinavian Airlines einen Zusammenstoß vermeiden können. Die Experten vergleichen den Vorfall mit dem Unglück des abgeschossenen Flugzeugs MH17.

Im Oktober seien schwedische Einsatzkräfte vor der Küste auf der Suche nach einem russischen U—Boot gewesen — allerdings ohne Erfolg. Der Bericht nennt außerdem elf weitere Vorfälle, darunter die Bedrohung amerikanischer und schwedischer Flugzeuge im internationalen Luftraum durch russische Flugzeuge und amerikanischer und kanadischer Schiffe im Schwarzen Meer.

Am Mittwoch teilte das litauische Verteidigungsministerium mit, dass Kampfjets der Nato über dem Baltikum aufgestiegen sind, um auf ein russisches Flugmanöver mit elf Militärflugzeugen über der Ostsee zu reagieren. Die Flugzeuge hätten auf dem Weg in die Exklave Kaliningrad ihre Transponder ausgeschaltet, keine Flugpläne übermittelt und die Kontaktaufnahme verweigert. Vor der lettischen Seegrenze seien außerdem Einheiten der russischen Kriegsmarine gesichtet worden, teilte die lettische Armee mit.

Russland hatte zu Wochenbeginn angekündigt, mit Großmanövern zu Wasser, zu Lande und in der Luft die Gefechtsbereitschaft seiner Streitkräfte zu überprüfen. Die Experten warnen, dass die russischen Militäraktionen eine ernsthafte Bedrohung für die zivile Luftfahrt seien. Russland solle die Risiken seiner militärischen Haltung überdenken und in diplomatische Verhandlungen mit dem Westen einsteigen. Außerdem sollten sich beide Seiten militärisch und politisch zurückhalten und die Kommunikation verbessern.