Blutiger Anschlag auf Museumsbesucher in Tunis
Tunis (dpa) - Terroristen haben das Nationalmuseum Tunesiens gestürmt und dabei 19 Menschen getötet, darunter 17 ausländische Touristen. Insgesamt starben 21 Menschen, 44 wurden verletzt.
Unter den Toten befinden sich nach Regierungsangaben mehrere Italiener, Spanier, Tunesier und Japaner. Auch ein Deutscher könnte umgekommen sein. Das Auswärtige Amt sagte dazu, man bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung. Der Anschlag löste auch international Entsetzen aus und wurde scharf verurteilt.
Täter in Uniformen hätten mit Schnellfeuergewehren 19 Menschen getötet, sagte der tunesische Ministerpräsident Habib Essid am Mittwoch in der Hauptstadt Tunis. Auch zwei Attentäter seien umgekommen. Nach drei Terroristen werde noch gefahndet. Unter den Toten wurden nach Regierungsangaben bislang vier Italiener, fünf Japaner, zwei Spanier, zwei Tunesier und zwei Kolumbianer identifiziert. Auch je ein Urlauber französischer, polnischer und australischer Herkunft seien gestorben. Die Identität eines Getöteten sei noch ungewiss.
Bewaffnete hatten am Mittag auf dem Platz, an dem das Bardo-Museum und das Parlament liegen, willkürlich auf Touristen gefeuert und sie bis in das Museum verfolgt, sagte Essid. Dort nahmen sie dann zahlreiche Urlauber als Geiseln. Die meisten der etwa 100 Besucher, die sich zu dieser Zeit im Museum aufhielten, konnten jedoch laut Innenministerium rechtzeitig vorher in Sicherheit gebracht werden.
Tunesische Sicherheitskräfte, die das Gebäude zunächst umstellt hatten, beendeten am Nachmittag die Geiselnahme. Dabei starben nach Angaben des Staatsfernsehens zwei Terroristen und ein Polizist. Ob die übrigen Opfer bei dem Anschlag oder bei der Beendigung der Geiselnahme umkamen, war zunächst unklar.
Präsident Béji Caïd Essebsi erklärte, ein „riesiges Unglück“ habe Tunesien heimgesucht. „Wir müssen mit einer Generalmobilmachung beginnen und die Terroristen endgültig ausschalten“, sagte er beim Besuch von Verletzten im Krankenhaus. Bei einer Fernsehansprache am Abend versprach Essebsi, Tunesiens Bürger werden „über diese kriminellen Minderheiten“ siegen. Auf der Avenue Habib Bourguiba im Herzen der Hauptstadt versammelten sich Tausende Tunesier, um ein Zeichen gegen den Terroranschlag zu setzen.
International stieß die Tat auf scharfe Kritik, führende Politiker sagten dem tunesischen Volk Unterstützung zu. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte, die Vereinten Nationen seien solidarisch mit den Menschen und den Behörden in Tunesien. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und führende EU-Politiker waren entsetzt.
„Die Europäische Union und Tunesien werden sich nicht einschüchtern lassen, ob zu Hause oder im Ausland“, teilte EU-Ratspräsident Donald Tusk in Brüssel mit. Die EU stehe bereit, um Tunesien beim Kampf gegen den Extremismus zu helfen. Auch die USa boten ihre Unterstützung für Ermittlungen an. „Wir drücken den Opfern der abscheulichen Gewalt von heute in Tunesien unsere tiefste Sympathie aus und verurteilen diese Terrorattacke auf das Schärfste“, teilte das Weiße Haus mit. Steinmeier versicherte, Deutschland stehe fest an Tunesiens Seite. „Es ist ein feiger Angriff auf uns alle und eine abscheuliche Verletzung aller Werte von Menschlichkeit“, sagte er am Mittwoch in Berlin.
Über tunesische Angaben, nach denen mindestens ein Deutscher bei dem Terroranschlag in Tunis getötet wurde, äußerte sich Steinmeier zurückhaltend. „Unsere Botschaft in Tunis arbeitet gemeinsam mit den tunesischen Behörden daran, schnellstmöglich für Aufklärung zu sorgen.“ Auch die Identität weiterer Toter war am Abend noch nicht genau geklärt. Bundestagspräsident Norbert Lammert äußerte sich in einem Schreiben an den Präsidenten des tunesischen Parlaments erschüttert über den Anschlag, „der offenkundig gegen die demokratische Entwicklung Ihres Landes gerichtet ist“.
Das polnische Außenministerium in Warschau bestätigte am Mittwochabend, dass polnische Touristen unter den Todesopfern sind. Über eine genaue Zahl äußerte sich das Ministerium zunächst nicht, bestätigte jedoch tunesische Angaben, nach denen elf Polen verletzt worden. Das italienische Außenministerium hatte zunächst nur den Tod von drei Italienern bestätigt. Mindestens sechs Italiener seien verletzt worden, hieß es aus Rom.