Boko Haram verbreitet weiter Terror: Mehr als 200 Tote

Abuja (dpa) - Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram setzt ihren blutigen Kampf für einen Gottesstaat im Norden Nigerias mit weiteren Angriffen fort.

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Mehr als 200 Menschen wurden nach Berichten von Augenzeugen bei einer neuen schweren Attacke im nordöstlichen Bundesstaat Borno getötet. Wie die Zeitung „Daily Trust“ am Mittwoch berichtete, überfielen bewaffnete Männer in der Nacht zum Dienstag das Dorf Gamboru und ermordeten die Einwohner wahllos.

„Die Leute zählen noch immer die Leichen. Bisher sind es 200, aber es gibt noch viel mehr“, sagte der Lokalpolitiker Abdulrahman Terab. Unter den Opfern sollen auch 16 Polizisten sein. „Die Angreifer haben den größten Markt des Dorfes zerstört und zahlreiche Waren verbrannt, die für den Export gedacht waren“, sagte ein Überlebender.

Boko Haram hat seit 2009 bei zahlreichen schweren Anschlägen mindestens 6000 Menschen getötet. Die Gruppe hat sich auch zur Entführung von über 200 Mädchen aus einer Schule im Dorf Chibok bekannt. Drei Wochen nach der Tat fehlt von den Schülerinnen weiter jede Spur. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau sagte in einem Bekennervideo, er werde die Mädchen als Sklavinnen verkaufen.

Die Polizei setzte am Mittwoch 50 Millionen nigerianische Naira (rund 223 000 Euro) für Hinweise zum Aufenthaltsort der Mädchen aus. Alle Nigerianer sollten sich verpflichtet fühlen, bei der Lösung des derzeitigen Sicherheitsproblems im Land zu helfen, teilte Polizeisprecher Frank Mba mit.

Anfang dieser Woche verschleppten Boko-Haram-Kämpfer weitere Mädchen in der gleichen Region. Nach einem Bericht der Zeitung „Vanguard“ wurden elf Mädchen gekidnappt.

US-Präsident Barack Obama bekräftigte in einem am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehinterview, dass sein Land „alles tue, was wir können“, um die nigerianische Regierung auf der Suche nach den Mädchen zu helfen. Das Weiße Haus hatte zuvor angekündigt, ein Team zur Verfügung zu stellen. Es bestehe aus Militärangehörigen, Verhandlungsexperten für Geiselnahmen und Geheimdienstspezialisten, sagte Obamas Sprecher, Jay Carney. Laut dem Sender CNN übernahm das Pentagon die Planungen.

Präsident Goodluck Jonathan begrüßte das Angebot der US-Regierung, bei der Suche nach den Mädchen zu helfen. Er habe dies bei einem Telefonat mit Außenminister John Kerry deutlich gemacht, teilte der nigerianische Regierungssprecher Reuben Abati mit.

Auch Großbritannien will Nigeria mit einem kleinen Team von Beratern unterstützen. Die Experten, die den örtlichen Behörden bei der Planung und Zusammenarbeit helfen sollen, würden sobald wie möglich in die ehemalige britische Kolonie aufbrechen, teilte die Regierung in London mit.

Derweil begann in der nigerianischen Hauptstadt Abuja unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen das diesjährige Weltwirtschaftsforum für Afrika. Mehr als 1000 Delegierte aus 70 Ländern nehmen an dem Treffen teil, darunter die Präsidenten von Ruanda, Senegal, Ghana, Algerien und Kenia sowie der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang. Ein Gelingen des Treffens gilt als sehr wichtig für das westafrikanische Land, das zur stärksten Wirtschaftsmacht des Kontinents aufgestiegen ist.

Aus Furcht vor weiteren Anschlägen hat Nigerias Präsident Jonathan angeordnet, während der bis Freitag dauernden Konferenz alle Schulen und Büros zu schließen. Zudem patrouillieren Sicherheitskräfte in allen strategisch wichtigen Straßen in der Stadt. Im vergangenen Monat waren bei einem Bombenattentat auf einen Busbahnhof in Abuja vermutlich mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Auch zu dieser Tat hatte sich Boko Haram bekannt.