Krieg in der Ukraine Attentat auf General überschattet Ukraine-Gespräch in Moskau

Moskau · In Moskau trifft sich der US-Gesandte Witkoff erneut mit Kremlchef Putin zu Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine. Da wird erneut ein russischer General durch eine Auto-Bombe getötet.

Attentat auf General überschattet Ukraine-Gespräch in Moskau
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Kurz vor neuen Verhandlungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff im Kreml über ein Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine ist nahe Moskau ein Generalleutnant bei einem Bombenattentat getötet worden. Der 59 Jahre alte Jaroslaw Moskalik starb bei einer Autoexplosion im Moskauer Vorort Balaschicha, wie das russische Ermittlungskomitee mitteilte. Der Tod des leitenden Mitarbeiters des russischen Generalstabs überschattete die Gespräche Witkoffs mit Kremlchef Wladimir Putin.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, zog eine direkte Parallele zum Krieg in der Ukraine. Es handele sich um einen „terroristischen Anschlag“. Die Detonation sei durch einen selbstgebauten Sprengsatz in einem VW Golf ausgelöst worden, teilten die Ermittler mit. Die Täter würden gesucht.

Kremlnahe Medien meldeten, dass der letzte Halter des Fahrzeugs ein Ukrainer gewesen sei, der vor einigen Jahren die russische Staatsbürgerschaft erhalten habe. Offiziell bestätigt war das nicht. Der Krieg müsse enden, sagte Sacharowa. „Wir sehen so viele Opfer jeden Tag“, sagte sie.

Ranghohe Offiziere in Moskau und auch Propagandisten sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder Ziele von Anschlägen. In der Ukraine gab es zunächst keine offizielle Reaktion.

Kreml: US-Sondergesandter Witkoff trifft Putin in Moskau

Der US-Gesandte Witkoff führte am Nachmittag zwei Wochen nach seinem letzten Treffen mit dem russischen Präsidenten erneut Gespräche mit Putin. Das Staatsfernsehen zeigte die beiden beim Handschlag. „Wie geht es Ihnen, Herr Präsident?“, sagte Witkoff zur Begrüßung. „So gut, Sie zu sehen“, meinte der Amerikaner.

Die Maschine des Gesandten von US-Präsident Donald Trump landete am Morgen auf dem Hauptstadt-Flughafen Wnukowo. Witkoff hatte sich nach der Ankunft mit Putins Beauftragtem für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kirill Dmitrijew, getroffen. Der Chef des staatlichen Fonds für Direktinvestitionen nahm auch an dem Gespräch zwischen Putin und Witkoff teil. Anwesend war zudem Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow.

Trump: Krim bleibt in russischer Hand

Trump sagte vor seiner Abreise nach Rom zur Beerdigung von Papst Franziskus, dass die Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts um die Ukraine fortgesetzt werden sollen. Er stellte in einem Interview klar, dass die Schwarzmeerhalbinsel Krim bei einem Friedensvertrag in russischer Hand bleiben werde.

„Die Krim wird bei Russland bleiben. Und (der ukrainische Präsident) Selenskyj versteht das, und jeder versteht, dass die Krim seit Langem zu Russland gehört“, sagte Trump in einem am 22. April geführten und am Freitag veröffentlichten Interview des „Time“-Magazins. Russland hatte die ukrainische Halbinsel 2014 völkerrechtswidrig annektiert.

Am Donnerstag hatte Trump auf die Frage nach der Krim erklärt, die Ukraine habe die Halbinsel vor Jahren verloren: „Können Sie sie zurückbekommen? Ich glaube, das wird sehr schwierig werden.“ Einen Tag zuvor hatte er Selenskyj für dessen Weigerung scharf kritisiert, die Besetzung der Krim zu akzeptieren. Er warf ihm vor, damit den Krieg zu verlängern. „Wenn er die Krim haben will, warum haben sie dann nicht schon vor elf Jahren um sie gekämpft, als sie ohne einen Schuss an Russland übergeben wurde?“

In dem „Time“-Interview warf Trump der Ukraine auch vor, mit ihrem Wunsch nach einem Nato-Beitritt den Krieg verursacht zu haben. „Ich glaube, was den Krieg auslöste, war, als sie anfingen, über einen Nato-Beitritt zu sprechen. Wenn das nicht gemacht worden wäre, wäre die Chance, dass er (der Krieg) nicht begonnen hätte, viel größer gewesen.“ Trump sagte auch, er glaube nicht, dass die Ukraine jemals Nato-Mitglied werden könne.

Lawrow: Ukraine-Deal noch feinjustieren

Der Kreml hatte zuletzt von angespannten Verhandlungen gesprochen, gab aber das Ziel aus, eine friedliche Lösung zu finden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte im Interview des US-Senders CBS, dass ein Ukraine-Deal noch feinjustiert werden müsse. Russland verlangt, dass die Ukraine nicht nur auf die Krim, sondern auch auf die vier Regionen Donezk, Luhansk, Saproischschja und Cherson verzichtet, die Moskau aber nicht vollständig kontrolliert.

Witkoff hat sich schon mehrfach persönlich mit Putin getroffen und sich im Anschluss an die Unterredungen immer auffällig positiv über ihn geäußert. Zuletzt sprach er mit dem Kremlchef am 11. April in St. Petersburg mehr als vier Stunden lang. Der Amerikaner war auch schon im Februar und März in Russland zu Verhandlungen gewesen. Das neue Gespräch mit Putin gilt auch als weiterer Schritt zu einem möglichen Treffen der Präsidenten beider Länder.

Unter US-Präsident Trump haben die USA einen scharfen Kurswechsel vollzogen und sind nicht mehr bereit, die Ukraine langfristig bei ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu unterstützen. Washington übt vor allem Druck auf Kiew aus, um einen schnellen Frieden zu erreichen und Territorium aufzugeben. Trump und Putin haben auch bereits telefoniert.

© dpa-infocom, dpa:250425-930-466044/3

(dpa)