Wegen Korruption verurteilt Brasilianischer Ex-Präsident Lula will Haftstrafe antreten
São Paulo (dpa) - Der wegen Korruption verurteilte brasilianische Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will sich der Polizei stellen.
„Ich werde den Haftbefehl akzeptieren“, sagte der 72-Jährige nach einer Messe für seine im vergangenen Jahr verstorbene Ehefrau in São Paulo. Am Freitag hatte Lula eine gerichtlich festgesetzte Frist für seinen Haftantritt noch verstreichen lassen.
„Je mehr sie mich angreifen, desto mehr wächst meine Beziehung zum brasilianischen Volk“, sagte Lula in einer Rede vor Tausenden Menschen vor dem Sitz der Metallarbeitergewerkschaft in São Paulo. Seine Anhänger vermuten, dass der populäre Politiker mit der Inhaftierung an einer weiteren Amtszeit gehindert werden soll. „Ich habe ein reines Gewissen. Ich vergebe ihnen aber nicht, dass sie mich einen Dieb nennen“, sagte der Ex-Präsident.
Lula ist in den Skandal um Schmiergelder bei Auftragsvergaben an den staatlichen Ölkonzern Petrobras verwickelt. Unter anderem soll er von dem Bauunternehmen OAS die Renovierung eines Luxus-Appartements angenommen haben. Wegen Korruption war er zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Mehrere Anträge, bis zum Ende des Berufungsverfahrens auf freiem Fuß bleiben zu dürfen, wurden abgelehnt.
Lula war zwischen 2003 und 2011 brasilianischer Staatschef. Bei der Wahl im Oktober will er erneut für das höchste Staatsamt kandidieren. Allerdings ist unklar, ob das nach seiner Inhaftierung noch möglich ist. In den Umfragen liegt Lula mit bis zu 36 Prozent deutlich vorn.
„Ich habe schon vor langer Zeit davon geträumt, dass es in diesem Land möglich ist, Millionen armer Menschen in die Wirtschaft einzubeziehen, an die Universitäten zu schicken und Millionen Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Lula. „Dieses Verbrechen habe ich begangen. Dafür klagen sie mich an. Wenn es ein Verbrechen ist, einen Armen an die Universität zu bringen, einen Schwarzen an die Universität zu bringen, einen Armen ein Auto kaufen zu lassen oder im Flugzeug fliegen zu lassen, werde ich weiterhin ein Verbrecher in diesem Land sein, denn ich werde noch viel mehr tun.“