Ungewöhnliche Analyse Brasiliens Ex-Präsident Lula kommentiert aus dem Gefängnis
Curitiba (dpa) - Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat aus dem Gefängnis heraus das erste WM-Spiel der Seleção kommentiert.
„Das Debüt der Mannschaft bestätigt eine Weisheit, die wir immer wiederholen: Training ist Training und Spiel ist Spiel“, urteilte der ehemalige Staatschef über das für Brasilien enttäuschende 1:1 gegen die Schweiz. „Wir haben nicht gut gespielt und der Gegner hat getan, was er tun musste: Das Spiel von Brasilien verhindern.“
Der inhaftierte Ex-Präsident schickte seine Analyse per Brief an den Fernsehsender TVT der Metallarbeitergewerkschaft von São Paulo, wo er einst seine politische Karriere begann. Ein Sprecher las den Kommentar vor und Sportjournalist José Trajano diskutierte daraufhin die Einschätzung des prominenten Fußballfans. Lula warnte die Nationalmannschaft davor, die nächste Partie am Freitag gegen Costa Rica auf die leichte Schulter zu nehmen: „Achtung, wir wissen alle: Eines Tages kann der kleine David den großen Goliath besiegen.“
Lula verbüßt wegen Korruption derzeit eine zwölfjährige Freiheitsstrafe. Er soll von einem Bauunternehmen die Renovierung eines Luxus-Appartements angenommen haben. Lula weist die Vorwürfe zurück. Bei der Wahl im Oktober will er erneut für das höchste Staatsamt kandidieren. Noch stehen ihm weitere Berufungsinstanzen offen. In den Umfragen liegt Lula deutlich vorn.
„Wir haben gesehen, dass Deutschland nicht unbesiegbar ist“, schrieb Lula zum Abschluss seiner ersten WM-Analyse. „Von den Stars verdient nur Cristiano Ronaldo diese Bezeichnung. Alles Übrige ist Stoff für Kneipengespräche.“