Brasiliens WM-Rahmengesetz nimmt erste Hürde
Brasília (dpa) - Mitten in der Eiszeit zwischen WM-Gastgeber Brasilien und der FIFA hat das Parlament in Brasília ein Signal gesetzt. Nach mehreren Anläufen hat das umstrittene Rahmengesetz für die Fußball-WM 2014 die erste Hürde im brasilianischen Parlament genommen.
Überschattet vom Zwist zwischen dem Fußball-Weltverband und dem WM-Ausrichter billigte ein Sonderausschuss des Abgeordnetenhauses die Vorlage, die auch die von der FIFA vehement geforderte Aufhebung des Alkoholverbots in den Stadien während des Confederations Cups (2013) und der WM (2014) vorsieht. Der Entwurf sollte noch am Mittwoch im Plenum entschieden werden. Dann geht er in den Senat und erst dann zur Unterschrift an Präsidentin Dilma Rousseff.
Das Gesetz sollte eigentlich schon im vorigen Jahr verabschiedet werden. Der langsame Entscheidungsprozess war einer der Hauptkritikpunkte der FIFA. Mit der Aufhebung des Alkoholverbots stützt der Weltverband den Bierbrauer und WM-Sponsor Anheuser-Busch. Einige Parlamentarier kündigten an, den Passus im Plenum zu kippen. Im Rahmengesetz („Lei Geral da Copa“) werden auch Vorgaben gemacht für Sondertickets, Haftungsgarantien und Markenschutz.
Der Ausschuss entschied für Brasilien auch die strittige Frage der Eintrittskarten zum halben Preis. „Der halbe Preis ist für Senioren in allen und für Schüler und Studenten in der (günstigen) Kategorie 4 garantiert“, sagte der Berichterstatter für das WM-Gesetz, Vicente Cândido. FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke hatte schon bei seinem Besuch im Januar mit Blick auf das Gesetz zur Eile gemahnt und betont: „Es wird Zeit, dass dieses Baby auf die Welt kommt.“
Valcke hatte mit umstrittenen Äußerungen zu schärfsten Krise zwischen dem Land des Rekordweltmeisters und der FIFA gesorgt, als er Ende der vergangenen Woche offensichtlich verärgert über die schleppenden WM-Vorbereitungen betonte, die Organisatoren bräuchten wohl einen „Tritt in den Hintern“. Der Franzose löste damit einen Sturm der Entrüstung bei der brasilianischen Regierung aus, die ihn kurzerhand zur unerwünschten Person erklärte - zumindest vorläufig.
Valcke sprach im Nachhinein von einer falschen Interpretation seiner auf französisch gemachten Äußerungen. Er und auch FIFA-Präsident Joseph Blatter entschuldigten sich bei Brasiliens Sportminister Aldo Rebelo. Zwar antwortete Rebelo noch nicht auf die Entschuldigungsbriefe, aber er telefonierte am Dienstagabend mit FIFA-Chef Blatter. Dabei versicherte er das fortbestehende Interesse Brasiliens an der Zusammenarbeit mit der FIFA, bedauerte aber erneut die „Episode“ um die Äußerungen Valckes.
In seinem Schreiben bat Blatter um ein Treffen mit Staatspräsidentin Rousseff, möglichst noch in der kommenden Wochen. Möglicherrweise wird er dabei von Valcke begleitet. Die Zeit drängt, denn die WM 2014 wird in 827 Tagen angepfiffen.