Brüchige Waffenruhe nach Gewaltausbruch in Nahost

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Nach viertägigen Angriffen haben Israelis und militante Palästinenser im Gazastreifen eine Waffenruhe vereinbart. Das bestätigten beide Seiten. Am Dienstag schossen militante Palästinenser allerdings noch sechs Kleinraketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet.

Die israelische Luftwaffe flog zunächst keine Angriffe mehr. Insgesamt wurden seit Freitag 25 überwiegend militante Palästinenser getötet und etwa 70 verletzt. In Israel gab es etwa zehn Verletzte.

Die Übereinkunft sei von Ägypten eingefädelt worden, sagte der Sprecher der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad, Dahud Schihab, in Gaza. „Wir halten uns aber nur an die Waffenruhe, solange die Besatzer (Israel) sich daran halten“, warnte er.

Auch der israelische Minister für Zivilschutz, Matan Wilnai, bestätigte die Übereinkunft: „Es besteht Einvernehmen“, sagte er Radio Israel. „Im Augenblick gibt es einen Trend, dass sich die Lage beruhigt, und es scheint, dass diese Runde (der Gewalt) hinter uns liegt“, fügte der Minister hinzu. Israels Generalstabschef Benny Ganz sagte: „Ruhe wird mit Ruhe beantwortet, Feuer mit Feuer.“

Auslöser der schwersten Kämpfe seit vergangenem August war die Tötung des Chefs der radikalen Palästinenserorganisation Volks-Widerstandskomitee, Zuher al Kesi, und eines seiner Helfer am Freitag. Er habe einen schweren Terroranschlag gegen Israel vom Sinai aus geplant, hieß es zur Begründung.

Militante Palästinenser begannen daraufhin, die in der Nähe des Gazastreifens gelegenen israelischen Orte mit Raketen und Mörsergranaten zu beschießen. Dabei zielten sie wahllos auf Wohngebiete, in denen etwa eine Million Menschen leben. Insgesamt wurden seit Freitag nach Armeeangaben 225 Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Die israelische Raketenabwehr konnte etwa 85 Prozent der auf Städte gerichteten Raketen abfangen. Eine Armeesprecherin sagte, 56 Raketen seien in der Luft zerstört worden.

Dennoch wurden mehrere Menschen verletzt und es gab erhebliche Schäden. Die Schulen in den betroffenen Regionen im Süden des Landes mussten drei Tage geschlossen bleiben und viele Menschen wegen hysterischer Anfälle behandelt werden.

Israel reagierte mit etwa 40 gezielten Luftangriffen, bei denen bis Montagabend nach palästinensischen Angaben neben Kesi und dessen Gehilfen insgesamt weitere 23 Menschen getötet und mehr als 70 verletzt wurden. Bei den meisten der Opfer handelte es sich auch nach palästinensischen Angaben um Mitglieder militanter Gruppen.