Schweizer stimmen klar gegen mehr Urlaub
Bern (dpa) - Die Schweizer haben sich mit deutlicher Mehrheit gegen eine Verlängerung des gesetzlichen Mindesturlaubs von vier auf sechs Wochen entschieden. 66,5 Prozent der Teilnehmer einer Volksabstimmung votierten am Sonntag gegen diese Initiative des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse.
Nur 33,5 Prozent der Teilnehmer stimmten nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis für mehr Urlaub. Die Beteiligung an der Abstimmung lag nach nach Angaben der Bundeskanzlei in Bern bei rund 45 Prozent.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) reagierte erfreut auf das deutliche Nein zur sogenannten Ferieninitiative. Die Stimmbürger hätten erkannt, dass „etwas, das anfangs angenehm tönt, bei näherem Nachdenken doch verschiedene Nachteile bringt“, sagte SAV-Präsident Thomas Daum.
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sowie die Regierung hatten zur Ablehnung der „Ferieninitiative“ aufgerufen. Sie warnten, dass eine Verlängerung des Mindesturlaubs Milliarden kosten und zur Verlagerung von Arbeitsplätzen in Euro-Länder wie Deutschland führen würde, wo die Lohnkosten deutlich niedriger seien.
Vertreter der Gewerkschaften äußerten sich enttäuscht. Sie hatten argumentiert, Arbeitnehmer bräuchten angesichts eines gestiegenen Leistungsdrucks mehr Zeit für Erholung. Trotz der Niederlage sei man „stolz darauf, die Frage nach der Überbelastung am Arbeitsplatz thematisiert zu haben“, sagte Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel.
Zudem habe in der Debatte niemand geleugnet, dass Arbeitsstress Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten habe. Die Gewerkschaften erwarteten nun von der Regierung Vorschläge für eine Lösung.
Die Arbeitgeber hatten im Vorfeld der Abstimmung eine millionenteuere Kampagne mit dem Kernslogan „Mehr Ferien = weniger Jobs“ finanziert. Die Poster und Videos waren in der Schweiz allgegenwärtig. Die Gewerkschaften kritisierten die Kampagne als „Angstmacherei“.
Neben der Initiative für mehr Ferien lehnten die Schweizer Stimmbürger auch die Forderung ab, die vor einigen Jahren aufgehobene Buchpreisbindung wieder einzuführen. Das Begehren war von einem Komitee „Nein zu überteuerten Büchern“ bekämpft worden, das unter anderem von wirtschaftsliberalen Politikern unterstützt wurde.
Der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) reagierte enttäuscht. Die Rahmenbedingungen für den Buchhandel würden sich nun weiter verschlechtern, sagte SBVV-Geschäftsführer Dani Langolf.
Ganz knapp und überraschend angenommen wurde hingegen der Vorschlag, den Anteil von Zweitwohnungen pro Gemeinde künftig auf maximal 20 Prozent des Wohnungsbestandes zu begrenzen. Damit soll nach Angaben der Initiatoren einem „hemmungslosen“ Bau von immer mehr Ferienwohnungen ein Riegel vorgeschoben werden.
Dafür stimmten 50,6 Prozent der Teilnehmer, vor allem Stadtbewohner. In ländlichen Regionen wurde die Einschränkung der Zahl von Ferienwohnungen eher abgelehnt. Begründet wurde die Initiative damit, dass die Ausdehnung der Bebauung - großteils auch durch Ausländer, die sich in der Schweiz ein Zweitdomizil zulegen - immer stärker die Umwelt belaste.
Abgelehnt wurde des Weiteren ein Vorschlag, Häuslebauer und Bausparer steuerlich zu begünstigen. Diese Initiative zielte darauf ab, selbstgenutztes Wohneigentum zu fördern. Mieterverbände waren dagegen Sturm gelaufen und hatten argumentiert, „reiche“ Hauskäufer dürften gegenüber Mietern von Wohnraum nicht steuerlich bevorzugt werden.