Bush-Gedenkbibliothek: Ein Monument für „Präsident Unbeliebt“
In dem 250-Millionen-Dollar-Bau versucht das Ex-Staatsoberhaupt, seine Regierungszeit von 2001 bis 2009 in ein positives Licht zu rücken.
Washington. Als George W. Bush in Pension ging, weinten ihm die meisten Amerikaner keine Träne nach. Er verließ das Weiße Haus mit den schlechtesten Umfragewerten, die je ein US-Präsident hatte. Heute, gut vier Jahre später, ist sein Ruf etwas besser — aber wirklich nur etwas.
Denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung sieht den Texaner noch immer in einem negativen Licht, obwohl er die Öffentlichkeit weitgehend meidet. Doch seine Scheu ist beendet. Die gestrige Eröffnung seiner Gedenkbibliothek in Dallas holte Bush und sein umstrittenes Vermächtnis zurück ins Rampenlicht.
In dem rund 250 Millionen Dollar (192 Millionen Euro) teuren Bau wird die von 2001 bis 2009 dauernde Präsidentschaft des heute 66-Jährigen durchleuchtet. Der 21 000 Quadratmeter große Komplex mit Museum, Archiv und Institut beherbergt gewaltige Informationsmengen.
70 Millionen Papierseiten, 200 Millionen E-Mails, vier Millionen Digitalfotos und rund 50 000 Audio- und Videokassetten lagern dort. Sorgsam eingesammelt von Staatsbeamten, denn das Material gehört wie bei den anderen zwölf Präsidentenbibliotheken in den USA dem Nationalarchiv.
Die Dokumente zeugen von einer der schwierigsten Phase des Landes. Dennoch nutzt der 43. Präsident der USA den Klinker- und Glasbau so gut wie möglich für eine positive Selbstdarstellung.
Wenn die Anlage am kommenden Mittwoch für Besucher geöffnet wird, können sie etwa Filme betrachten, die seine Entscheidungen begründen. So erklärt etwa Ex-Außenministerin Condoleezza Rice die Hintergründe des Irak-Krieges und verteidigt seine Durchführung.
Die Aufbereitung sei nicht unehrlich, urteilte die „New York Times“, aber im Ganzen durchaus schmeichelhaft. Mit der Zusammenstellung wolle George W. Bush klar machen, was ihm wichtig ist, sagt der Ausstellungsgestalter Brendan Miniter.
Es ist normal, dass ehemalige Präsidenten versuchen, die Amtszeit in bester Erinnerung zu halten. Statuen von George W. Bush und seinem Vater, selbst von den Katzen und Hunden der Familie sorgen für eine persönliche Note. Ein 20 Meter hoher „Friedensturm“ leuchtet den Nachthimmel von Dallas an.
Und fast schon als Provokation für seine Republikanische Partei setzt Bush sogar auf erneuerbare Energien: Das Warmwasser zum Beispiel wird komplett mit Solarstrom erhitzt.
Bush ist sich durchaus im Klaren über die öffentliche Wahrnehmung seiner selbst — und seines Intellekts. Als kürzlich bekanntwurde, dass er leidenschaftlich gern Bilder malt, machte er gar einen Witz darüber: „Die Leute sind überrascht. Aber klar, einige Leute sind überrascht darüber, dass ich sogar lesen kann.“