Cameron: Der Nein-Sager von London bleibt hart

Großbritanniens Premier will sich jetzt aber um eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit Brüssel bemühen.

London. Die Briten bemühen sich um Schadensbegrenzung: Nachdem Premier David Cameron am Freitag mit einem spektakulären Abgang die EU-Vertragsverhandlungen sabotiert hat, will die Koalition sich nun um „konstruktive Zusammenarbeit“ in Brüssel bemühen.

In einer hitzigen Unterhaus-Debatte musste der britische Regierungschef gestern erkennen, dass er mit seinem Veto mehr Probleme als Lorbeeren geerntet hat.

„Es war keine leichte, aber eine richtige Entscheidung“, verteidigte Cameron seine kontroverse Blockadehaltung in Brüssel. „Ich habe mich gegen die Vertragsunterzeichnung und für unsere nationalen Interessen entschieden.“

Gleichzeitig signalisierte Cameron seine Unterstützung bei der Euro-Rettung: „Wir wollen, dass die geplanten Maßnahmen funktionieren und werden uns dafür mit aller Kraft engagieren. Das hilft auch unserer Wirtschaft.“

Labour-Chef Ed Miliband ging Cameron hart an: „Sie haben verloren, sind besiegt.“ Das Land sei isoliert, weil der Premier sich nicht habe in seiner eigenen Partei durchsetzen können.

Auch in den Provinzen Wales und Schottland macht sich Unmut über Camerons Alleingang breit. Ministerpräsident Alex Salmond, der Schottland in den nächsten vier Jahren vom Königreich abspalten und in die EU integrieren will, nannte das Vorgehen einen groben Fehler: „An Gesprächen, die uns als Bundesland betreffen, sind wir nun auf EU-Ebene nicht mehr beteiligt.“

Die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Bekämpfung der Schuldenkrise haben derweil noch nicht zur erhofften Beruhigung der Märkte geführt. Neue Nervosität löste die Ratingagentur Moody’s aus. Die Kreditwürdigkeit aller EU-Staaten werde im ersten Quartal 2012 einer genauen Prüfung unterzogen, teilte die Agentur gestern mit und bekräftigte damit ihre Warnung vom November.

Der deutsche Aktienmarkt ging auf Talfahrt und lag am Ende fast 3,4 Prozent im Minus. Auch die europäischen Börsen präsentierten sich schwach. Der Euro geriet stark unter Druck und sackte unter 1,32 Dollar.