China bietet Massaker-Hinterbliebenen von 1989 Geld

Peking (dpa) - Erstmals seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung vor 22 Jahren in China ist einigen Hinterbliebenen finanzielle Entschädigung angeboten worden.

Das „Mütter von Tian'anmen“ genannte Netzwerk der Familien berichtete am Dienstag, es habe sich offenbar um einen ersten Versuch der Behörden gehandelt, ob sich die Probleme stillschweigend mit Zahlungen lösen ließen.

„Wir glauben, es war nur ein Versuch. Sie wollten die Situation besser verstehen und Geld einsetzen“, sagte die frühere Professorin Ding Zilin, die an der Spitze des Netzwerks steht, am Telefon der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Es habe sich allerdings nur um eine Familie gehandelt.

Damit widersprach die 74-Jährige ersten Angaben in der englischen Übersetzung eines gemeinsamen Appells, wonach mehrere Familien angesprochen worden sein sollten. Die Tian'anmen-Mütter fordern eine gerechte Aufarbeitung des Massakers vom 4. Juni 1989, das sich am Samstag jährt.

Ein Vertreter der Sicherheitsorgane sei seit Februar dreimal auf die Familie zugegangen. „Er meinte einfach, mit wie viel Geld lässt sich das regeln.“ Die Familie habe aber abgelehnt und auf die drei Kernforderungen der Opfer und ihrer Angehörigen nach „Wahrheit, Entschädigung und Verantwortlichkeit“ verwiesen. Trotzdem begrüßte Ding Zilin, dass die Familien erstmals eine Antwort auf ihre jahrelang ignorierten Appelle bekommen hätten.

Nach eigenen Angaben haben die Familien 203 Todesopfer des Massakers identifiziert. Es gebe aber viele weitere Opfer, die noch nicht gefunden worden seien.