Das transparente Kabinett: Das verdient die französische Regierung

Seit Montag können die Franzosen die Vermögen ihrer Minister einsehen. Am meisten besitzt der Außenminister — rund 6 Millionen Euro.

Paris. Das hat es in der Geschichte der Fünften Republik noch nicht gegeben. Zum ersten Mal haben alle französischen Minister und Regierungsmitglieder ihr Vermögen offengelegt. Per Mausklick erfahren die Franzosen neuerdings, wie viele Häuser und Lebensversicherungen, Automobile und Fahrräder ihre Regierenden besitzen und wie viel Geld auf ihren Bankkonten ruht.

Die Absicht des Präsidenten ist offenkundig: Mit der ungewöhnlichen Transparenz-Initiative will François Hollande nach dem jüngsten Schwarzgeld-Skandal das Vertrauen seiner Landsleute zurückgewinnen. Ex-Haushaltsminister Jérôme Cahuzac hatte das Parlament, den Premier und den Präsidenten monatelang dreist angelogen, indem er die Existenz eines Schweizer Kontos mit 600 000 Euro hartnäckig ins Reich der Fabel verwiesen hatte.

Die „Kulturrevolution“ begann um kurz nach 18 Uhr. Mit gut einer Stunde Verspätung veröffentlichte die Regierung am Montag auf ihrer Internetseite „gouvernement.fr“ die Vermögensverhältnisse sämtlicher Regierungsmitglieder. Der Erkenntnisgewinn ist in den meisten Fällen banal.

Die Franzosen wissen nun, dass auch linke Minister und Ministerinnen durchaus vermögend, mitunter sogar sehr vermögend sein können. Im Ranking der Betuchten liegt Außenminister und Ex-Premier Laurent Fabius wie erwartet an der Spitze. Sein Vermögen aus Häusern, Appartements, Lebensversicherungen addiert sich auf gut 6 Millionen Euro.

Bei Premierminister Jean-Marc Ayrault sind’s unterm Strich 1,5 Millionen. Bereits vorab hatte Gesundheitsministerin Marisol Touraine ihr Vermögen von 1,4 Millionen Euro offengelegt.

Platz zwei der „Reichenliste“ darf die Seniorenbeauftragte im Gesundheitsministerium Michèle Delaunay beanspruchen. Die Krebsspezialistin und frühere Klinikchefin besitzt dank ihrer Immobilien 5,4 Millionen Euro. Gegenüber der Zeitung „Sud-Ouest“ betonte sie selbstbewusst: „Ich bin keine Luxus-Frau.“

Etliche Minister hatten schon in den vergangenen Tagen ihre Karten aufgedeckt. Marie-Arlette Carlotti (Grüne), Ministerin für Menschen mit Behinderung, besitzt Immobilien im Wert von 565 000 Euro. Ihr junger Kollege Pascal Canfin (38) hat im letzten Sommer ein Pariser Apartment (540 000 Euro) gekauft und 25 200 Euro auf dem Konto.

Auffällig: Die meisten Minister besitzen alte und keineswegs teure Fahrzeuge. Die grüne Spitzenfrau und Städtebauministerin Cécile Duflot nennt neben einem Häuschen in der Provinz einen zehn Jahre alten Twingo sowie einen „R4“ im Wert von je 1500 Euro ihr Eigen. Justizministerin Christine Taubira erwähnt gar drei Drahtesel.

Wer am Montag auf Zahlen aus dem Elysée-Palast hoffte, wartete vergebens. Hollande hatte sein Vermögen von 1,17 Millionen Euro bereits vor einem Jahr offengelegt.