Zypern lockt Reiche mit Staatsbürgerschaft

Nikosia (dpa) - Russische und andere Unternehmer, die wegen der Zwangsabgabe auf Zypern mehr als drei Millionen Euro verloren haben, sollen als eine Art Entschädigung die Staatsbürgerschaft der Inselrepublik erhalten.

Das kündigte der zyprische Präsident Nikos Anastasiades vor russischen Unternehmern in der zyprischen Hafenstadt Limassol an. Für viele Russen, Chinesen und Ukrainer ist das Angebot verlockend. Sie können sich mit zyprischem Pass visafrei in ganz Europa und den meisten anderen Ländern der Welt bewegen.

Die Regierung in Nikosia erörtert zudem weitere Maßnahmen für einen Neustart der zyprischen Wirtschaft. Unter anderem sollen - gegen den Willen der Kirche - zwei Kasinos im Südteil der Insel eröffnet werden. Die Formalitäten für Baugenehmigungen für Hotels und andere touristische Anlagen sollen vereinfacht werden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Finanzministeriums.

Unter anderem soll allen Ausländern die Staatsbürgerschaft gegeben werden, die auf Zypern Immobilien haben oder kaufen werden, deren Wert 15 Millionen Euro übertrifft. Die entsprechenden Erlasse für die Vergabe der Staatsbürgerschaft sollen an diesem Dienstag bei einer Sitzung des Ministerrates ausgegeben werden. Anastasiades will die Details der Maßnahmen zum Neustart der Wirtschaft später in dieser Woche, „wahrscheinlich am Donnerstag“ bekanntgeben, hieß es seitens der Präsidentschaft.

Wie es aus Kreisen des Finanzministeriums hieß, soll ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Wiederbelebung der zyprischen Wirtschaft beschlossen werden. Zypern wirbt weiterhin damit, dass es die Unternehmenssteuer nur von 10 auf 12,5 Prozent erhöht hat und die Insel damit weiterhin ein günstiger Ort für unternehmerische Tätigkeiten bleibe.

Analysten schätzten, dass russische Unternehmer und andere Bürger aus Osteuropa vor der Verhängung der Zwangsabgabe auf Geldeinlagen gut 30 Milliarden Euro auf zyprischen Banken hatten. Die Maßnahme der Staatsbürgerschaft für Investoren ist nicht ganz neu. In den vergangenen Jahren hatten mehrere Russen, Ukrainer und Chinesen die zyprische Staatsbürgerschaft erhalten. Voraussetzung dafür war, dass sie Immobilien im Wert von 15 Millionen Euro auf Zypern kaufen und diese mindestens fünf Jahre lang nicht weiterverkaufen. Nun soll diese fünfjährige Frist abgeschafft werden.

Wie die Nachrichtenagentur dpa weiter erfuhr, sollen einige Minister zusätzlich vorgeschlagen haben, dass die Staatsbürgerschaft auch denjenigen Unternehmern angeboten werden soll, die neue Geldeinlagen ins Land bringen. In welcher Höhe dies sein soll, blieb zunächst unbekannt. Darüber berate der Ministerrat, hieß es aus Kreisen der Staatspräsidentschaft.

Die EU hatte die Zwangsabgabe als Maßnahme zur Rettung der zyprischen Banken angeordnet. Betroffen sind die beiden größten Banken der Insel. Bei Geldeinlagen auf der Bank of Cyprus über 100 000 Euro können bis zu 60 Prozent verloren gehen. Noch schlimmer hat die Zwangsabgabe die Sparer der Laiki Bank getroffen. Die Bank wird zerschlagen und alle Spareinlagen über 100 000 Euro gehen an eine sogenannte Bad Bank und gelten damit für die Sparer als verloren.