Die Zypern-Rettung und ihre Folgen

Die Hilfen der internationalen Geldgeber sind an harte Auflagen gebunden. Das kleine Land steht vor einer Rezession.

Brüssel. Zypern wird für das frische Geld der Euro-Partner einen hohen Preis entrichten müssen. Die wichtigsten Antworten zu dem Verhandlungsergebnis.

Zypern ist klein, aber im Verhältnis zu seiner Größe und Wirtschaftskraft ist die vereinbarte Hilfe gewaltig: Die internationalen Geldgeber (der Euro-Notfonds EWS und der Internationale Währungsfonds IWF) stellen bis zu zehn Milliarden Euro frischer Kredite bereit. Prozentual ist das mehr, als je ein anderes Euro-Krisenland bekommen hat. Es entspricht 55 Prozent der zyprischen Wirtschaftsleistung. Das wäre so, als ob sich Deutschland rund 1400 Milliarden Euro borgte.

Im Gegenzug verlangen die EU-Partner von Zypern die Aufgabe seiner lukrativen Rolle als Finanzparadies. Das bedeutet: Die Rettung kostet Wohlstand und Arbeitsplätze. Angesichts des hohen Preises drohte Präsident Nikos Anastasiades bei den Brüsseler Endverhandlungen offenbar mit Rücktritt.

Wie viel Zypern selbst aufbringen muss, um der Pleite zu entgehen, hängt von den noch nicht präzise errechneten Gesamtkosten der Bankensanierung ab. Wahrscheinlich wird mehr benötigt als die bislang kalkulierten sieben Milliarden Euro.

Der Finanzsektor soll bis 2018 gesundgeschrumpft werden, und zwar auf die Größe in den EU-Ländern. Dort entspricht er im Schnitt dem Dreieinhalbfachen der Wirtschaftsleistung. In Zypern haben die Banken eine Gesamtsumme bis zum Achtfachen des Bruttoinlandsprodukts bewegt. Die Laiki-Bank — zweitgrößte des Landes — wird abgewickelt: Eine „Bad Bank“ übernimmt alle wertlos gewordenen Anlagen. Was noch einen Wert darstellt, wandert zum größten Institut, der Bank of Cyprus.

Alle Guthaben bis 100 000 Euro bleiben unangetastet. Beim ersten Rettungsplan sollten darauf noch 6,75 Prozent Sonderabgabe erhoben werden. Nun müssen Gläubiger, Aktionäre und Inhaber großer Konten ganz oder weitgehend auf ihre Forderungen und Einlagen verzichten. Dadurch sollen laut Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem allein bei Laiki 4,2 Milliarden Euro zusammenkommen. Glimpflicher sollen die Abschläge für Vermögende bei der Bank of Cyprus ausfallen.

Die Zyprer haben zugestimmt, von einer unabhängigen Firma prüfen zu lassen, ob bei ihnen die EU-Vorschriften gegen Geldwäsche eingehalten werden. Mängel sollen umgehend abgestellt werden. Den Großanlegern aus Russland, auf die sich der Verdacht vor allem richtet, dürfte ohnehin der Appetit auf ein Konto in Zypern vergangen sein.

Eine Rezession scheint unabwendbar. Wie tief sie gehen, wie lange sie dauern wird, darüber mochten die Euro-Verantwortlichen nach der Entscheidung nicht spekulieren. Eine Experten-Einheit aus Brüssel soll den Zyprern helfen, EU-Töpfe anzuzapfen, um neue Wachstumsquellen zu erschließen. Außerdem will die EU den wirtschaftlichen Neuanfang auf der Insel über ihre Hausbank EIB mitfinanzieren.