Kreml nutzt Beresowskis Tod zur Abrechnung

Wie Russland versucht, aus dem Sterben des Kritikers noch Profit zu schlagen.

Moskau. Ein Leben voller Intrigen breitet die russische Hauptstadtpresse nach dem Tod des Kremlgegners Boris Abramowitsch Beresowski (BAB) aus. „BAB — das letzte Geheimnis“, titelte die Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“ zu den offenen Fragen, wie der Feind von Kremlchef Wladimir Putin genau starb. Der Kreml und die Staatsmedien in Russland nutzen den rätselhaften Tod auf ihre Weise — als Lehrstück dafür, wie „Verräter“ Russlands enden.

In Großbritannien, wo Beresowskis Leiche am Samstag unweit von London gefunden worden war, geriet die Welt der reichen Russen samt der spektakulären Todesfälle einmal mehr ins Scheinwerferlicht.

Großes Gesprächsthema in Moskau war ein „persönlicher Brief“ Beresowskis an Putin. Darin soll der einst beim Kreml in Ungnade gefallene Oligarch Fehler eingeräumt und Putin um Gnade und die Chance auf eine Rückkehr nach Moskau gebeten haben. Der Streit darum, ob es dieses späte Eingeständnis einer Niederlage tatsächlich gibt, schlug hohe Wellen. Der Kreml beteuert die Echtheit des Briefes.

Experten führten aus, wie Beresowski mit Millionenbeträgen einst prowestliche Hoffnungsträger bei den demokratischen Revolutionen in den Ex-Sowjetrepubliken Ukraine und Georgien fütterte. Und sie betonten, dass diese Kräfte die Erwartungen enttäuscht hätten. Auch Putin warnte immer wieder vor Umsturzversuchen in Russland.

Endlich könnten viele Einflussreiche in der Welt ruhiger schlafen, meinte die Boulevardzeitung „Moskowski Komsomolez“ („MK“). Ein „Dämon der russischen Geschichte“, ein „Symbol der wilden 1990er Jahre“ sei gestorben, hieß es in Kommentaren. „Ein lehrreiches Beispiel für diejenigen, die meinen, dass sie die ganze Welt um sich drehen lassen können“, ätzte die kremlnahe Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“. Das Blatt brachte den Toten erneut in Verbindung mit schweren Wirtschaftsverbrechen.

Mit seinem Gang ins Exil sank auch Beresowskis Stern. In London habe BAB zuletzt mehr mit Gerichtsskandalen gegen seine Ex-Frauen und Geschäftspartner Furore gemacht als mit politischen oder wirtschaftlichen Erfolgen. Dabei hielten sich auch Vermutungen, dass er letztlich an Geldproblemen und Depressionen zerbrochen sei.