Direkt nach Papst-Besuch: Brandanschlag auf Kirche in Jerusalem
Jerusalem (dpa) - Kaum verlässt der Papst Jerusalem, schon brennt dort eine Kirche. Die Hintergründe sind unklar. Aber die Christen werfen Israels Polizei angesichts zunehmender Anschläge übergroße Gelassenheit vor.
Unmittelbar nach dem Ende des Papst-Besuches in Jerusalem haben Unbekannte einen Brandanschlag auf die Kirche der Dormitio-Abtei verübt. „Nur durch Zufall konnte eine Brandkatastrophe verhindert werden“, sagte der Sprecher der Benediktiner-Abtei in Jerusalem, Nikodemus Claudius Schnabel, der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Es sei unbekannt, wer den Brand gelegt habe, betonte er. Der oder die Urheber müssten die Tat aber geplant haben, denn sie hätten offenbar über Ortskenntnisse verfügt.
Das Feuer sei am Vorabend in einem frühen Stadium in einem Lagerraum seitlich des Altars entdeckt und mit Handfeuerlöschern unter Kontrolle gebracht worden. Die Kirche liegt auf dem Zionsberg unmittelbar gegenüber dem Abendmahlssaal. Dort hatte der Pontifex nur kurz zuvor eine Messe gefeiert.
Noch am Samstag hatten strengreligiöse Juden gewalttätig gegen die christliche Präsenz in dem Gebäude mit dem Abendmahlssaal demonstriert. Die Polizei bestätigte den Brandanschlag. Auf die Abtei waren schon zuvor anti-christliche Anschläge verübt worden.
Der israelischen Polizei warf Schnabel Untätigkeit angesichts zunehmender antichristlicher Schmierereien an den Wänden der Abtei vor. „Jesus Hurensohn“ und „Jesus Affe“ hätten Unbekannte schon mal an die Wände geschmiert. Auch seien Autoreifen zerstochen worden. „Immer öfter wird auch vor oder hinter uns auf die Straße gespuckt“, klagte der Sprecher. „Muss es denn erst einen Märtyrer geben, bevor die Polizei aktiv wird?“, fragte er.
Schon vor fast einem Jahr sei die Installation von Videoüberwachungskameras zugesagt worden. Diese gebe es aber bis heute nicht, klagte Schnabel. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte auf Anfrage, es gebe eine Zeugenaussage, derzufolge eine „nicht jüdisch erscheinende“ Person in der Nähe des Tatortes gesehen worden sei. Schnabel dementierte, dass diese Aussage von einem Mönch stamme. Mutmaßungen, bei dem Täter könne es sich um ein Mitglied des Klosters handeln, bezeichnete er als „bösartige Unterstellung“.